Positive Psychologie im Berufsalltag
Martin Seligman, ein US-Amerikanischer Professor und Psychologe, gilt als der Begründer der Positiven Psychologie. Positive Psychologie beschäftigt sich vorrangig mit einem erfüllten und ganzheitlichen Leben, das zur Zufriedenheit und dem, was wir Glück nennen, führen soll. Da wir vor allem in unserer westlichen Kultur unseren Beruf als Identitätsmerkmal ansehen und dementsprechend auch viel Energie in unsere berufliche Karriere investieren bzw. viel Lebenszeit an unserem Arbeitsplatz verbringen, gewinnen Erkenntnisse der empirischen Forschung im Bereich Positiver Psychologie zunehmend an Bedeutung für den beruflichen Alltag. Eines der bekannten Konzepte, welches immer mehr Anwendung auch in deutschen Unternehmen findet, ist das Positive Leadership basierend auf dem PERMA-Modell von Seligman.
Das PERMA-Modell, auch als wissenschaftliches Modell des Glücks bekannt, soll dazu verhelfen, Kompetenzen und Stärken von Menschen zu fördern und zu entwickeln, und das nicht nur im privaten, sondern auch überwiegend im beruflichen Kontext. Wenn wir hier wieder den Vergleich zur klinischen bzw. allgemeinen Psychologie schlagen, dann kann man sagen, dass die klinische Psychologie ihr Augenmerk auf die Behebung der „Minusseiten“ legt, also bei den vorhandenen „Schwächen“ eines Individuums ansetzt und die Positive Psychologie dann weitermacht und dabei unterstützt, die vorhandenen Stärken auszubauen bzw. neue zu entwickeln.
Seligman baut Glück und Erfüllung auf 5 Säulen auf, die maßgeblich zu einem zufriedenen und erstrebenswerten Leben bzw., im beruflichen Kontext, Berufsleben führen. Und zwar:
Positive emotions – die Fähigkeit und Möglichkeit, nicht nur negative Emotionen zuzulassen, sondern und vor allem positive Emotionen wahrzunehmen und in ihrer Häufigkeit oft zu erleben, führt dazu, dass wir uns glücklicher und zufriedener fühlen. Darunter fallen unter anderem, Gefühle wie Dankbarkeit, Zuneigung, Hoffnung, Gelassenheit, Bestätigung und die allgemeine Emotion des Genusses, sei es ein besonderes Essen oder ein einzigartiger Augenblick. Zu beachten ist aber tatsächlich, dass Emotionen, ob nun positiv oder negativ, immer eine subjektive Wahrnehmung darstellen und von Person zu Person variieren. Das kann Führungskräfte natürlich herausfordern, und erfordert neben Menschenkenntnis in manchen Situationen auch ein gewisses Fingerspitzengefühl.
Engagement – also Einsatz, Beschäftigung bzw. die berufliche „Verpflichtung“. Wichtig dabei ist, dass man als Mensch in seinem Leben bzw. als Mitarbeiter:in im Unternehmen einer Tätigkeit nachgeht, die einen fordert und fördert, ohne dabei zu unter- bzw. überfordern. Aus dem psychologischen Blickwinkel siedelt Seligman ein glückbringendes Engagement irgendwo zwischen Angst (Überforderung) und Langeweile (Unterforderung) ein. Dabei orientiert er sich an dem „Flow-Erleben“ seines Kollegen und Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi, der herausfand, dass unter bestimmten Bedingungen ausgeführte Tätigkeiten zu einem mentalen Schaffenshoch führen und damit zu der Empfindung von Glück. Genau das ist es, was man übrigens als „in seiner Arbeit aufgehen“ bezeichnet.
Relationships – damit ist das Erleben von positiven zwischenmenschlichen Beziehungen gemeint. Sei es privater oder beruflicher Natur, eine positive erlebte Interaktion mit anderen, das daraus resultierende Gefühl von Bestätigung und Zusammengehörigkeit, das Gebrauchtwerden oder eine empfangene Hilfestellung, all das lässt uns Glück empfinden und ist damit ein treibender Motivationsfaktor.
Meaning – nach Seligmans Konzept ist die Sinnhaftigkeit und ein empfundener Sinn, in dem, was wir als Menschen machen, entscheidend für ein erfülltes und glückliches Leben. Für den beruflichen Alltag bedeutet es, dass der:die Mitarbeiter:in den Sinn seiner Tätigkeit erkennt und wahrnimmt, seinen Stärken entsprechend eingesetzt ist und auch gleichzeitig in einem Unternehmen tätig ist, in dem seine:ihre individuellen Werte Hand in Hand mit der Unternehmensphilosophie gehen.
Accomplishment – ein Leistungserfolg bzw. die Zielerreichung von gesetzten Zielen, sei es im privaten oder beruflichen Umfeld, steigert nicht nur die Motivation für Folgeziele, sondern stärkt das Selbstvertrauen, führt zur mehr Zufriedenheit und Wahrnehmung der eigenen Stärken. Daraus ergeben sich wiederum positive Emotionen, durch Anerkennung und Lob, wodurch das Gefühl, sich glücklich zu fühlen, multipliziert wird.
Ausgehend von dem PERMA-Konzept zum positiven Leadership, findest du hier 5 Tipps, die du als Führungskraft direkt anwenden kannst und damit zum positiven Arbeitsklima in deiner Abteilung oder deinem Unternehmen beiträgst:
- Eine angenehme Feedback-Kultur einrichten: denn regelmäßiges positives Lob und Feedback führen zu einem allgemeinen positiven Wohlbefinden des:r Mitarbeiters:in. Dabei gilt, darauf zu achten, dass man hin und wieder auch nur positives Feedback gibt, ohne dass es ein Teil von Kritik ist. (P)
- Stärken ermitteln und Spezialisierungen bzw. Weiterbildungen oder Sonderaufgaben anbieten: Nicht nur in Mitarbeitergesprächen, sondern auch in privaten Unterhaltungen über Hobbys und Interessen lassen sich Stärken und Vorlieben von Mitarbeiter:innen ermitteln. Nutze das ruhig, um das Potential deines Teams freizulegen und Aufgaben, Fachrichtungen und ggf. Weiterbildungen dementsprechend zu vergeben. (E)
- Konflikte frühzeitig erkennen und Unterstützung anbieten: Wenn du merkst, dass es zu Konflikten in deinem Team kommt, dann handle zeitnah. Sollten Gespräche und ähnliche Maßnahmen nicht greifen, dann zögere nicht, einen Mediator oder Coach hinzuziehen. Je früher zwischenmenschliche Konflikte gelöst werden, umso besser. (R)
- Unternehmensphilosophie transparent machen: Jedes Unternehmen hat eine Vision, Ziele und Maßnahmen, die es wählt, um eben dies zu erreichen. In den oberen Managementetagen weiß man, warum, welche Maßnahme ergriffen wird bzw. weshalb, welche Entscheidung getroffen wird. Lass deine Mitarbeiter:innen ruhig an diesen Informationen teilhaben. So sehen sie nicht nur ein Gesamtbild der Unternehmung, sondern können sich und ihre Aufgabengebiete besser einordnen, und so auch eher die Wichtigkeit ihrer Tätigkeit Übrigens haben manche Unternehmen dafür eine Rubrik im Intranet eingerichtet und halten so den gesamten Mitarbeiterstamm stets auf dem Laufenden. (M)
- Sehe auch die „leisen“ Mitarbeiter:innen: Jeder Mensch ist ein wenig anders. Es gibt Mitarbeiter:innen, die ganz offen die Fertigstellung ihrer Aufgaben oder Ziele kommunizieren und das Gespräch mit der Führungskraft suchen und es gibt eben auch diese Mitarbeiter:innen, die eher introvertiert sind und sehr gut ihre Arbeit erledigen, ohne dass sie dich als Führungskraft oder Teamkollegen darauf direkt aufmerksam machen. Dadurch werden sie hin und wieder aber auch „übersehen“. Eine gute Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, ist es beispielsweise, im wöchentlichen Teammeeting jedem:r Mitarbeiter:in 1-2 Minuten Zeit zu geben, um darüber zu informieren, an welchem Projekt er:sie gerade ist und was schon erledigt (A)
Die genannten Tipps und Tricks wurden auf Basis des Buches von Markus Ebner “Positive Leadership. Erfolgreich führen mit PERMA-Lead: die fünf Schlüssel zur High Performance” erstellt. Übrigens eine sehr interessante Lektüre für alteingesessene Führungskräfte, als auch für die, die es werden wollen. Im Artikel „Positive Leadership – moderne Führung im Zeitalter von Agilität und New Work“ erhältst du 5 weitere Tipps aus dem PERMA-Konzept, die sich schnell und einfach im Berufsalltag umsetzen lassen. Lies gerne weiter.
Wenn du Führungskraft bist und dich auch das Thema Positive Psychologie interessiert, dann lese gerne hier weiter: „Positive Psychologie im Berufsalltag – wann und wie du sie für dich und dein Team nutzen kannst.“
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