Frau unter starken Stress

Burn-out bei Frauen – ein Interview

Eine Projektmanagerin auf ihrem Weg in ein neues (Berufs-)Leben

In Deutschland wird Burn-out mittlerweile immer häufiger diagnostiziert. Laut einer aktuellen Studie der Krankenkasse Pronova sind die Burn-out-Fälle unter ihren Versicherten im Jahr 2023 um knapp 20 % zum Vorjahr gestiegen. Das Robert-Koch-Institut, wie auf statista.com zitiert, stellt fest, dass Frauen mit 5,2 % häufiger an Burn-out erkranken als Männer mit 3,3 %.

Für mich ein guter Grund, um diesem Thema tiefer auf die Spur zu gehen und gleichzeitig eine junge Frau zu interviewen, die vor nicht allzu langer Zeit die Diagnose Burn-out gestellt bekommen hat. Wie es dazu kam, wie es ihr erging, wie sich ihr beruflicher Weg nun neu sortiert und was sie anderen Frauen auf den Weg mitgeben möchte, teile ich gerne hier mit euch in diesem Interview.

Burn-out ist eine Erschöpfungsdepression, der jede:r dritte Arbeitnehmer:in im Laufe seines:ihres Berufslebens begegnet. Nicht selten dauert es Monate, wenn nicht sogar Jahre, bis man die Konsequenzen und gesundheitlichen Folgen vollständig behoben hat. Resilienz ist ein gutes Mittel, um Burn-out vorzubeugen bzw. um seine Auswirkungen zu begrenzen und die Heilungsdauer zu verkürzen. Für mehr Informationen zu Resilienz-Trainings und Einzel-Sessions schreibt mir gerne eine E-Mail.

Ohne Diagnose von einem Burn-out in den nächsten

Hallo Carmen, herzlichen Dank dafür, dass du dir die Zeit nimmst, um mit mir über das Thema Burn-out zu sprechen. Bei dir wurde die Erschöpfungsdepression im März 2024 diagnostiziert. Möchtest du uns ein wenig darüber erzählen, wie es dazu kam?

Carmen: Hallo Tim, ja sehr gerne. Ich freue mich, wenn ich meine Geschichte erzählen darf und damit gleichzeitig anderen Betroffenen das Thema näherbringe und mit dir zusammen erläutere, was man bei Burn-out machen kann.

Aber ja, um auf deine Frage zurückzukommen: Im März 2024 wurde bei mir final Burn-out diagnostiziert. Rückwirkend muss ich aber sagen, dass es nicht das erste Mal war. Wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, dann hatte ich den ersten Burn-out bereits bei meinem vorherigen Arbeitgeber, bei dem ich im März 2021 als Teamassistenz angefangen habe.

„Wo immer Not am Mann (Frau) war, war ich zur Stelle.“ Carmen über ihre Arbeitsweise und Arbeitsmotivation, die sie mehrmals in den Burn-out trieb.

In den 1,5 Jahren sind meine Aufgaben beim vorherigen Arbeitgeber ins Unermessliche gestiegen. Klar, ich war eine junge und hoch motivierte Arbeitnehmerin, die ehrgeizig und organisiert, immer einsatzbereit unterstützt hat. Meine Aufgaben gingen von einfacher Sachbearbeitung über HR, Buchhaltung bis hin zum Kundensupport. Wo immer Not am Mann (Frau) war, war ich zur Stelle.

Ach so, das heißt, dein erster Burn-out war schon viel früher. Wurde dieser damals auch schon diagnostiziert bzw. bist du zum Arzt gegangen?

Eine sehr gute Frage, Tim. Tatsächlich bin ich zum Arzt gegangen, weil ich einen Ausschlag am ganzen Körper bekommen habe, der einfach nicht wegging. 3 Wochen lang habe ich versucht, das Ganze unter Kontrolle zu bekommen, war bei mehreren Ärzten, doch keiner konnte eine Ursache für meinen Hautausschlag finden. Dass es wahrscheinlich die ersten psychosomatischen Symptome von Burn-out waren, war mir lange nicht bewusst und auch keiner der Ärzte hat mich damals darauf aufmerksam gemacht.

Und um ehrlich zu sein, hatte ich gar keine Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, denn unerwartet habe ich eine neue Stelle angeboten bekommen.

Im neuen Job sollte alles besser werden

Dir wurde eine neue Position angeboten? Beim vorherigen Arbeitgeber oder bei einer anderen Firma?

Als ich mit dem unerklärlichen Hautausschlag zu tun hatte, stieg mein Stresslevel extrem an und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich im Job beim alten Arbeitgeber ausgenutzt werde. Was auch immer erledigt werden musste, Carmen wird es schon richten, so schien es mir. Und so war es wahrscheinlich auch.

Ich war also hin und weg, als ich über LinkedIn eine Recruiting-Anfrage bekommen habe. Für mich die Lösung, aus dem Stress und der Überarbeitung rauszukommen und mich beruflich neu aufzustellen.

„Ich glaubte, im neuen Job wird alles besser. Es schien mir wie eine Fügung!“ Carmen über den Arbeitgeberwechsel, bei dem sie von einer Burn-out-Falle in die nächste sprang.

An meinem Wohnort wurde eine neue Niederlassung eröffnet und dafür wurde ich als Projektassistenz über LinkedIn angeworben. Ich hatte ein nettes Telefongespräch mit der HR-Verantwortlichen, dann folgte zügig darauf das Vorstellungsgespräch und am gleichen Tag auch die Zusage und der Arbeitsvertrag.

Alles schien, wie am Schnürchen zu laufen. Es fühlte sich an, wie eine Erlösung und Fügung zu gleich. Ich kündigte also beim vorherigen Arbeitgeber und nutzte meine Überstunden, um die Kündigungsfrist von einem Monat zu überbrücken.

Okay, ich möchte mal kurz zusammenfassen: Du warst ca. 1,5 Jahre bei einem Arbeitgeber als Teamassistenz angestellt und hast genügend Überstunden angesammelt, um nach der Kündigung zu Hause zu bleiben?

Ja, genau. Insgesamt war ich zwischen den Anstellungen 5 Wochen im Stundenausgleich und konnte mich von meinem stressigen Job erholen. Gleichzeitig wurden mir weitere Überstunden und der Resturlaubsanspruch zum Vertragsende ausbezahlt. Es hat sich einiges an Stunden angesammelt. Ich war ja auch gefühlt die ganze Zeit auf der Arbeit.

Verstehe. Wie ging es dann weiter? Du hast also nach 1,5 Jahren als Teamassistenz gekündigt und hast einen neuen Job als Projektassistenz angefangen. Der erste Burn-out war somit erledigt, denn du hattest ja 5 Wochen frei, oder?

Genauso war es, Tim. Ich war so voller Vorfreude und Motivation und habe mich so sehr auf meinen neuen Job gefreut, dass ich gar keinen Gedanken an Burn-out, den Hautausschlag oder sonstige Symptome verschwendet habe. Für mich war klar, im neuen Job wird alles besser.

Aber so war es nicht, oder?

Nein, im neuen Job wurde nichts besser, sondern eher noch schlimmer.

An meinem übermäßigen Engagement hat sich nichts geändert. Ich war so voller Motivation, dass ich von Anfang an alle Aufgaben, die mir zugeteilt wurden oder die andere nicht erledigen konnten oder wollten, dankend angenommen habe.

Mein ehrgeiziges Verhalten hat mir eine Menge Erfolg und Anerkennung beschert. Im Team war ich unersetzbar. Es hat mich also nicht überrascht, dass ich auch teamübergreifend immer wieder in anderen Projekten eingesetzt wurde, und damit auch meine Aufgaben und Verantwortung wuchsen.

Als allerdings nach den drei Monaten im neuen Job mein direkter Vorgesetzter ohne Nachfolge gekündigt hat und ich mehr als 9 Monate ohne Teamleiter dastand, wurde es richtig stressig für mich. Niemanden zu haben, der für eine als Arbeitnehmerin fachlich verantwortlich ist, zu dem bzw. zu der man gehen kann, wenn einem die Aufgaben über den Kopf zu wachsen scheinen, war Stress pur.

Hinzu kam auch, dass sich intern das Gerücht, dass unsere Niederlassung geschlossen werden sollte, festigte. Dies brachte bei mir das Fass beinahe zum Überlaufen.

Eine Kollegin kündigt wegen Burn-out

Lass mich mal wieder kurz zusammenfassen: Nach 3 Monaten im neuen Job hat dein Vorgesetzter gekündigt und wurde nicht ersetzt. Du standst also 9 Monate ohne Chef da, wurdest auch in weiteren Teams und Projekten eingesetzt, hast Zusatzaufgaben übernommen und hattest ständig Angst, deinen Job zu verlieren. Habe ich das so richtig aufgefasst?

Ja, genauso war es, Tim. Aber es sollte noch besser kommen. Denn bei einer meiner Kolleginnen im Projektteam wurde Burn-out diagnostiziert und all ihre Aufgaben wurden von heute auf morgen mir übertragen.

“The show must go on”Carmen über die Zusatzaufgaben, die sie von einer Kollegin mit Burn-out übernommen hat.

Ich wusste damals schon nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Aber verantwortungsbewusst und nett, wie ich bin, habe ich natürlich alles ohne Zögern übernommen. Schließlich war ich ja noch „fit“ und die Show musste weitergehen. Die Angst, dass die Niederlassung geschlossen wird und ich womöglich meinen Job verlieren würde, hat es mir auch unmöglich gemacht, „Nein“ zu weiteren Aufgaben zu sagen. Schließlich wusste ich nicht, was passiert, wenn ich mich weigere, diese Zusatzaufgaben zu übernehmen.

Wie lange ist deine Kollegin aufgrund von Burn-out ausgefallen?

Nach 5 Wochen im Krankenstand kehrte meine Kollegin zurück und sollte wieder stückweise in den Arbeitsalltag integriert werden. Sie sollte anfangs nur kleinere Aufgaben erledigen und mit wenigen Stunden am Tag in ihre Arbeit wieder reinwachsen. Doch nach genau zwei Wochen war sie wieder Vollzeit im Job und mittendrin. Und kurz danach kündigte sie endgültig und verließ das Unternehmen.

„Und auf einmal konnte ich einfach nichts mehr essen.“ Als Carmens Kollegin wegen Burn-out endgültig kündigt, fällt für sie Stück für Stück die selbst gemauerte Hoffnung auf baldige Besserung im Job in sich zusammen.

Und welche Folgen hatte das für dich?

Mit ihrer endgültigen Kündigung ging es bei mir so richtig los. Bis dahin habe ich die Zusatzaufgaben mit einer zeitlichen Begrenzung gesehen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass sie von Burn-out geheilt ist und nach einer Übergangsphase wieder fest im Team sein wird und ihre vorherigen Verantwortungsbereiche wieder übernehmen wird. Doch so war es nicht. Sie hat gekündigt und ich konnte auf einmal nichts mehr essen.

ACHTUNG: Burn-out ist kein Schnupfen. Viele Burn-out-Betroffene glauben, dass wenn sie ein paar Tage ausschlafen und ein bisschen kürzertreten, dass dann alles wieder im Lot sein wird. Doch so ist es selten. Tatsächlich kann es Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern, bis man sich gänzlich von Burn-out erholt. Oft gibt es auch kein Zurück mehr in den alten Job und ein beruflicher Neustart muss her.

Wann war es, dass du die ersten Anzeichen von Burn-out an dir erkannt hast?

Dass ich auf einmal keinerlei Appetit und kein Hungergefühl mehr hatte, dass ich mir das Essen beinahe reinzwängen musste, kam tatsächlich mit der Kündigung meiner Kollegin. Denn jetzt wusste ich sicher, dass sich die Situation, in die ich geraten bin, nicht so schnell ändern wird. Und das war im Dezember 2023.

Gab es noch weitere Anzeichen auf Burn-out, außer deiner Appetitlosigkeit?

Ja tatsächlich, Tim, die gab es. Ich konnte nicht mehr schlafen. Keine einzige Nacht konnte ich durchschlafen. Die meisten Nächte lag ich stundenlang wach und wenn ich dann doch einschlafen konnte, dann war ich nach zwei Stunden wieder auf. Kein Schlaf, kein Hungergefühl und zunehmend hatten sich auch Herzrasen und ein Gefühl einer ständigen inneren Unruhe in mir breitgemacht.

Wie ging es weiter? Bist du zum Arzt gegangen?

Ich bin natürlich nicht sofort zum Arzt! Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, zum Arzt zu gehen. Anfangs habe ich versucht, es selbst „zu richten“. Schließlich mache ich immer alles erst mal allein. Ich bin nicht der Typ, der gerne um Hilfe fragt. Zumindest damals war ich es nicht.

Meine Kollegin hat ihre Kündigung im Dezember ausgesprochen und bei mir stand der Weihnachtsurlaub vor der Tür. Ich dachte mir also, super! Endlich habe ich zwei Wochen frei, um runterzufahren, die Geschehnisse in der Arbeit sacken zu lassen und mich so richtig zu erholen. Doch dem war nicht so!

Denn nach meinem Urlaub waren es genau 3 Tage im Job und ich musste feststellen, dass es so nicht weitergeht. Das war das erste Mal, dass ich zum Arzt gegangen bin.

Der Arzt kann anfangs noch keine Burn-out-Diagnose stellen.

Du bist also erst nach deinem Weihnachtsurlaub zum Arzt? Wie war es?

Ich bin zu meinem Hausarzt gegangen und habe wortwörtlich gesagt: „Herr Doktor, ich kann nicht mehr!“ Ich meine, ich hatte 2 Wochen Urlaub, gefühlt keinerlei Erholung, ich konnte immer noch nicht schlafen, nicht essen oder innerlich zur Ruhe kommen – und im Job war es nicht weniger stressig, nur weil ich zuvor Urlaub hatte.

„Herr Doktor, ich kann nicht mehr!“ So beschreibt Carmen ihren Zustand beim ersten Arztbesuch. Wie sie selbst sagt, hat sie anfangs versucht, es selbst „zu richten“. Es hat sie sehr viel Überwindung gekostet, zum Arzt zu gehen.

Wie lautete die Diagnose?

Anfangs gab es keine Diagnose. Der Arzt meinte – und da hat er durchaus recht: „Liebe Frau W., Sie müssen was ändern!“ Und ich stimmte ihm zu. Die erste Änderung, die mir in den Kopf schoss, war ein Jobwechsel. Ich dachte, ich muss raus aus dem Job und was Neues machen. So geht es nicht weiter. Was ich dem Arzt allerdings nicht sagen konnte, weil es mir in diesem Moment selbst noch nicht bewusst war, war, dass ich mich nicht in der Lage fühlte, was ändern zu können.

Mir fehlte die Energie, um eine Veränderung angehen zu können.

Also hielt ich mich an den Rat des Arztes, nahm eine Krankmeldung von 2 Wochen entgegen und hoffte das Beste. Wir vereinbarten, dass ich mich melde, sollte es mir in 2 Wochen nicht besser gehen. Und damit fing eine Reihe von On and Offs an – mal im Job und mal im Krankheitsstand.

Ich fasse noch mal kurz zusammen: Nachdem deine Kollegin gekündigt hat, dein Urlaub nicht viel gebracht hat, wurdest du das erste Mal für 2 Wochen krankgeschrieben?

Genau, Tim. Mein Hausarzt hat mich für 2 Wochen krankgeschrieben. Ich habe mich einigermaßen zusammengerissen und bin dann wieder für 3 Wochen arbeiten gegangen.

Was sollte ich auch sonst tun? Ich gehöre nicht zu den Menschen, die ständig krank sind! Ich war tatsächlich immer richtig stolz auf mich, dass ich mich nie krankschreiben lassen musste und eigentlich immer in die Arbeit gehen konnte.

Glück im Unglück

Und wie ging es weiter?

Gute Frage, Tim. Wie ging es weiter? Ich war dann im Job, aber alles schien irgendwie aus dem Ruder zu laufen. Meine Symptome wurden nicht besser. Ich konnte immer noch nicht schlafen, essen oder innerlich zur Ruhe kommen. Dem Ganzen folgten Konzentrationsschwierigkeiten. Ist ja im Nachhinein kein Wunder, wenn man weder richtig isst noch schläft, oder?

„Ich weiß gar nicht, ob ich es ohne meinen Hund und den regelmäßigen Spaziergängen in der Natur überhaupt so lange im Job ausgehalten hätte.“ Carmen über ihren Vierbeiner und die positiven Auswirkungen auf ihr Stressempfinden.

Und dann kam es dazu, dass ich einen kleinen Unfall mit meinem Hund hatte. Zum Glück hatte ich einen Hund. Tatsächlich haben mir die Gassi-Runden mit meinem Vierbeiner täglich ein wenig Erholung geschenkt. Ich weiß gar nicht, wie mein Burn-out verlaufen wäre oder ob ich es überhaupt so lange im Job ausgehalten hätte, wenn ich meinen Hund damals nicht schon gehabt hätte. Er hat mich praktisch mehrmals täglich in die Natur gezwungen und Bewegung an der frischen Luft ist so unglaublich viel Wert! Diese kurzen Auszeiten sind so extrem wichtig – vor allem, wenn man enormem Stress ausgesetzt ist.

Aber ja, eines Tages habe ich nicht aufgepasst und mein Hund hat ein Reh gesehen. Daraufhin ist er losgerannt, seine Leine hat sich um meinen Körper geschwungen und ich habe mir somit einige Nerven eingeklemmt. Mein Körper hat sozusagen auf einmal komplett „zu” gemacht und ich konnte keine Bewegung mehr ohne Schmerzen ausüben.

Lass mich raten: Somit kam die nächste Krankschreibung auf dich zu?

Genau, Tim! Ich wurde nach diesem Vorfall für eine weitere Woche wegen Rückenschmerzen krankgeschrieben und habe Behandlungen bei einem Physiotherapeuten bekommen.

Und das war der Anfang meiner Veränderung! Für die ich mehr als dankbar bin!

„Dass ich mich beim Gassigehen so stark verletzt habe, dass ich krankgeschrieben werden musste, hat mich irgendwie zum Nachdenken gebracht!“ Carmen über ihren Unfall, der den Stein so richtig ins Rollen brachte.

Okay, das musst du mir jetzt bitte genauer erläutern. Inwiefern hat die Physiobehandlung dein Leben verändert?

Ich weiß, das hört sich jetzt komisch an, aber irgendwie kam da wahrscheinlich alles zusammen. Alleine der Fakt, dass ich mich beim Gassigehen so stark verletzt habe, dass ich krankgeschrieben werden musste und nun zusätzlich zu allen anderen Symptomen auch noch mein ganzer Körper wie zugemacht schien. Das hat mich irgendwie zusätzlich zum Nachdenken angeregt.

Und dann habe ich mich natürlich mit meinem Therapeuten auch ausgetauscht und ihm von allen anderen Symptomen berichtet. Und irgendwann meinte er, dass es durchaus sinnvoll sein könnte, mal kürzerzutreten. Und wie ich dazu stünde. Ob es für mich möglich wäre, mit nur 65 % meines Gehaltes auskommen zu können. 

Ich verstehe. Du hast dich also zum ersten Mal mit dem Thema Downshifting auseinandergesetzt?

Ja, aber nicht nur das. Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass meine Symptome und mein Zustand wirklich ernst genommen wurden. Und eine Zahl vor meinem inneren Auge zu sehen, machte eine Veränderung irgendwie realisierbar. Es öffnete sich einfach eine neue Tür in mir.

Aber das war nicht alles: Zeitgleich habe ich auch endlich nach so langer Zeit eine neue Teamleitung, also einen Vorgesetzten, erhalten, mit dem ich schließlich über die Arbeitsbelastung sprechen konnte. Und das war aber gleichzeitig auch das AUS für mich!

Das heißt, du warst beim Physiotherapeuten, der zufällig einen neuen Denkansatz in dir angeregt hat, du konntest eins der körperlichen Symptome endlich behandeln und du hast nach einer sehr langen Zeit ohne Chef endlich wieder Rückhalt von der oberen Etage erfahren. Was meinst du damit, dass dies das AUS für dich war? Eigentlich klingt das doch richtig super?!

Ja, Tim. Wenn du das so erzählst, dann klingt das alles super positiv. Und ja, das ist es eigentlich auch.

Ich hatte allerdings das Gespräch mit meinem neuen Vorgesetzten, so etwa 1-2 Tage nach meiner ersten Physio-Behandlung, und fühlte mich endlich in der Lage, das Thema der Arbeitsbelastung anzusprechen.

„Endlich fühlte ich mich in der Lage, das Thema der Arbeitsbelastung beim Vorgesetzten anzusprechen. Allerdings war ich so am Anschlag, dass ich keine gewünschten 4 Monate mehr durchhalten konnte.“ Carmen, als sie realisierte, dass sie ihre eigene Grenze erreicht hat.

Mein Vorgesetzter war auch sehr entgegenkommend und verständnisvoll. Es hat sich herausgestellt, dass mein Arbeitgeber schon am Umstrukturieren der Arbeitsbedingungen war und das Thema Burn-out im Unternehmen sehr ernst genommen wurde.

Aber wie so oft gehen Veränderungen nicht von heute auf morgen. Also bat mich mein Vorgesetzter, noch 4 Monate durchzuhalten. Und das zwang mich wortwörtlich in die Knie. Die Erschöpfungsdepression schlug bei diesem Statement so richtig ein, verschlimmerte sich täglich und ich musste meine Grenze und die dann endlich gestellte Diagnose Burn-out akzeptieren.

Mit der endgültigen Diagnose Burn-out kommt endlich auch die lang ersehnte Akzeptanz und Entspannung

Du bist danach also erneut zum Arzt?

Ja, Tim! Mir wurde mit einem Schlag bewusst, dass ich weder in der Lage bin, mich beruflich noch privat noch sonst irgendwie zu verändern. Dass ich aus der Situation einfach raus muss. Dass ich dringend eine Pause brauche. Dass ich wirklich einfach nicht mehr so weiterleben und weiterarbeiten kann. Keinen einzigen Tag mehr. Und schon gar nicht noch weitere 4 Monate.

Und dann?

Danach folgten weitere Krankschreibungen von insgesamt 6 Wochen mit der endgültigen Diagnose Burn-out, Besuche bei einer Psychiaterin, weil es unmöglich war, einen zeitnahen Termin bei einer Psychotherapeutin zu bekommen, weitere Physio-Behandlungen und letztendlich eine Fernreise, die mich in meinen bis dahin gefasste Entscheidungen bestärkt hat und letztendlich auch zu dir geführt hat.

Welche Entscheidungen hast du denn gefasst? Wie soll sich dein Leben nun verändern? Was hat sich bereits verändert? Und ja, du bist ja nicht wegen Burn-out zu mir gekommen, sondern besuchst meine Coaching-Sessions aus anderen Gründen. Warum? Erzähl doch.

Was sich bereits verändert hat? Ich spüre endlich wieder Lebensfreude! Das ist, glaube ich, die wichtigste und stärkste Veränderung, die seit der Diagnose Burn-out in mir stattgefunden hat.

Ich habe endlich akzeptiert, dass ich mehr Grenzen setzen muss und mehr in mich als in andere investieren muss. Im beruflichen wie im privaten Bereich. Denn neben dem ganzen beruflichen Stress haben sich in den letzten Jahren auch einige private Baustellen angestaut. Wie jeder Mensch habe auch ich private Päckchen im Leben zu tragen. Auch diese gehe ich nun Stück für Stück an und löse Blockaden auf.

Ich habe die 6-wöchige Krankschreibung genutzt, um zu reflektieren. Die Besuche bei Psychologen, die körperliche Entspannung durch Physiobehandlungen und auch die Zeit, die ich endlich für mich hatte, haben mich angeregt, mich mit meinem weiteren Leben intensiver zu beschäftigen. Ich habe mich durch Ratgeber gewälzt, habe angefangen, wieder Yoga zu praktizieren und mehr zu meditieren.

Und durch eine Fernreise konnte ich den lang ersehnten Abstand zu meinem Alltag mit all seinen großen und kleinen Problemchen gewinnen, neue Leute und mich als Person neu kennenlernen. In einer neuen Umgebung. In einer neuen Kultur. Dadurch konnte ich einfach wachsen und meine getroffenen Entscheidungen stärken.

Das klingt wunderbar, Carmen! Und du strahlst auch richtig, wenn du davon erzählst. Aber zurück zu meiner Frage. Wie kann ich dir nun weiterhelfen?

Dich brauche ich an meiner Seite, damit ich nicht noch mal im Burn-out lande, Tim. Ich habe zwar das Gröbste überstanden, aber der Weg der Veränderung hat erst begonnen.

Mit dir möchte ich bestehende Glaubenssätze, die mich erst in den Burn-out gebracht haben, ein Stück weit auflösen, meine Resilienz noch mal reflektieren und weiter trainieren und ich brauche dich als Sparringspartner auf meinem weiteren beruflichen Weg.

Denn ich strebe einen beruflichen Neustart an. Etwas, das ich schon als Teenagerin nach der Schule machen wollte, damals aber noch zu jung war, weshalb ich dann den kaufmännischen Berufsweg eingeschlagen habe.

Ich möchte in den sozial-medizinischen Bereich wechseln und in Zukunft als Hebamme oder Dula arbeiten. Und auf dem Weg der beruflichen Neuorientierung möchte ich dich als Coach an meiner Seite haben. Weil, wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich mittlerweile, dass ich nicht alles alleine machen muss. Und das ist auch gut so!

Liebe Carmen, ich danke dir für deine Offenheit und dass du deine Geschichte mit mir und den Leser:innen geteilt hast. Und ich freue mich auf unsere weitere Zusammenarbeit.

Carmen W. (35) aus Regensburg war die letzten Jahre im Projektmanagement eines Real Estate Projektsteuerungsunternehmens tätig und ist mehrmals in ihrer Karriere an Burn-out erkrankt. In diesem Interview teilt sie ehrlich und offen ihren Weg in und aus der Burn-out-Falle.

Frauen erkranken aus verschiedenen Gründen an Burn-out, das können sein:

Überlastung durch die bestehende Doppelbelastung zwischen Familie und Beruf

– Verminderte Fähigkeit, „Nein“ zu sagen

– Verminderte Fähigkeit, Grenzen zu setzen

– Übersteigertes Helfersyndrom

– Die anerzogene „Nettigkeit“ und „Höflichkeit“

– und vieles vieles mehr

 

Wenn du dich bei der Geschichte von Carmen ganz oder teilweise wiederfindest und auch du einen Sparringspartner bei einem beruflichen Neustart nach Burn-out suchst, dann schreibe mir gerne und vereinbare einen Kennenlerntermin.

Ich freue mich, auch dich auf deinem Weg in ein neues Berufsleben zu begleiten.

Dein Tim

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