Wie das Prinzip des italienischen Ökonomen aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts dem Perfektionismus den Garaus machen kann
Der Perfektionismus. Ich würde behaupten, dass der Perfektionismus eine „Glücklichseinbremse“ sein kann, womit ich aber in keiner Weise behaupte, dass, Dinge perfekt erledigen zu wollen oder zu erledigen, per se schlimm ist. Nein, ganz im Gegenteil. Es ist doch eigentlich etwas ganz Tolles, wenn man das, was man sich vornimmt, genauso vollbringt, wie man es plant und mit perfekten Ergebnissen glänzen kann. Super. Aber wie realistisch ist es? Wie viel Energie muss ich aufwenden? Wie oft kommt es tatsächlich so, wie geplant? Und wie notwendig ist es dann letztendlich?
Das sind nur einige Fragen, die mir zum Thema Perfektionismus einfallen. Aber was hat es denn eigentlich mit diesem Pareto-Prinzip auf sich?
Das Pareto-Prinzip
Vilfredo Pareto, ein italienischer Wirtschaftswissenschaftler, der Mitte des 19. Jahrhunderts geboren wurde, fand einst bei seinen Untersuchungen heraus, dass 80 % des italienischen Bodenbesitzes auf 20 % der Italiener:innen verteilt sind. Diese 80-20 Verteilung finden wir seitdem in vielen verschiedenen Bereichen und das Pareto-Prinzip ist zu einem sehr erfolgreichen Konzept im Zeitmanagement geworden.
So wissen wir mittlerweile, dass 80 % des Umsatzes mit 20 % der Kunden und umgekehrt erreicht werden, dass Kinder überwiegend (80 % der Zeit) mit nur 20 % ihrer Spielsachen spielen oder dass wir nur 20 % unserer Kleidung, die wir im Schrank haben, zu 80 % tragen. Den Rest nur zu besonderen Anlässen oder ab und zu. Und genauso verhält es sich mit unserer Zeit, Energie und den damit zusammenhängenden Ergebnissen.
Wenn wir nun davon ausgehen, dass wir in 20 % der Zeit, die wir für ein Projekt aufwenden, bereits 80 % der Ergebnisse erreicht haben, hilft uns das entscheidend bei unserem Zeitmanagement und kann sich gleichzeitig erfolgreich auf das Anhalten bzw. Bremsen des Perfektionismus auswirken.
Denn was ist Perfektionismus eigentlich?
Hier ein ganz klassisches Beispiel aus dem Büroalltag (und vielleicht findest du dich dabei wieder?), welches die Auswirkungen des Perfektionismus auf unser Zeitmanagement darstellen kann: Es steht eine Kundenpräsentation an und du bist dafür verantwortlich. In kürzester Zeit fällt dir die Grundstruktur ein, wie du das neue Produkt oder die neue Dienstleistung dem Kunden präsentieren magst, welche Punkte als Verstärker perfekt passen und welche Verkaufsargument du in welcher Reihenfolge sinnvoll einsetzen magst (20 %). Dann machst du dich an die Herausarbeitung (80 % der Zeit) und stellst deiner Abteilung oder deinem Vorgesetzten deine Arbeit vor. Alle sind begeistert, vielleicht kommt hier und da noch ein Verbesserungstipp, vielleicht aber auch nicht. Kurz bevor das Treffen stattfindet, gehst du noch einmal drüber und stellst (für dich) fest, dass das und das und das und das vielleicht noch einmal angepasst werden sollte. Denn schließlich kann es doch nicht so einfach gewesen sein, oder? War es aber. Wenn wir uns jetzt noch einmal das Pareto-Prinzip vor Augen führen, dann stellen wir fest, dass du für diese kleinen Veränderungen auch hier wieder 80 % der Zeit aufwenden wirst, und diese aber nur einen Erfolg von 20 % versprechen. Lohnen sich diese Änderungen dann auch wirklich? Oder hast du eigentlich schon mit den bereits vorhandenen Ergebnissen überzeugt?
Angesichts dieser Feststellung wird schnell klar, dass uns das Pareto-Prinzip hilft, Prioritäten zu setzen und zu akzeptieren, dass es Aufgaben gibt, die erledigt werden müssen, aber die nicht entscheidend für den Erfolg eines Projektes sein müssen. Um ein banales Beispiel zu nennen: Die Farbverteilung der Grafik in unserem Beispiel und mit welchem Diagramm Ergebnisse dargestellt werden, wird für den Kunden vermutlich nicht der Dreh- und Wendepunkt der Präsentation sein, die Anordnung der Verkaufsargumente und ihre Aussagekraft aber wahrscheinlich schon. Hast du dementsprechend für die richtigen Aufgaben deine Zeit und Energie richtig verteilt? Oder hast du dich in der grafischen Darstellung und den Details verloren?
Was hättest du sonst mit der Zeit, die du für (nicht unbedingt notwendige) Korrekturen aufgewendet hast, gemacht? Das ist auch eine Frage, die helfen kann, seinen Perfektionismus in den Griff zu bekommen.
Das Pareto-Prinzip unterstützt uns dabei, Aufgaben zu planen und Zeit sowie Arbeitskraft entsprechend des Outcomes zu verteilen. Zu wissen, dass nicht immer alles perfekt sein muss und viele Kleinigkeiten nicht von solcher Bedeutung sind, wie wir es oft annehmen, nimmt den Druck raus und entspannt. Probiere es mal aus und denke daran, dass am Ende doch das Produkt überzeugt und nicht zwangsläufig die Verpackung.
Übrigens, etwas, das weniger mit Zeitmanagement aber durchaus mit Entspannung und einer gewissen Grundgelassenheit zu tun hat, ist Meditation. Hast du dich mit diesem Thema schon einmal näher befasst? Wenn dich das interessiert, dann lies gerne in diesem Artikel weiter.