Resilienz im Beruf

Resilienz im Arbeitsalltag

Was stresst dich, und wie gehst du damit um?

„Jetzt sei doch mal nicht so gestresst! Das ist doch überhaupt nicht schlimm!“ – sagt der eine Kollege, doch der andere Kollege könnte geradewegs durch die Decke gehen, denn sein Puls ist auf 180 und er weiß gar nicht mehr, wo oben und unten ist. Diese Situation kommt im Berufsalltag recht häufig vor.

Was die eine Person stresst, lässt eine andere Person völlig kalt. Zum einen hat jede:r von uns eine andere Stressbewältigungsstrategie, also ein anderes Level an Resilienz und zum anderen gibt es auch eine Reihe von verschiedenen Stressoren, die uns im Alltag begegnen und uns in unterschiedlichster Ausprägung fordern.

Ehrlich gesagt ist Stress schon ein faszinierendes Element unseres täglichen Lebens.

Ob im Berufsalltag oder privat: Stress lauert an jeder Ecke wie ein wildes Tier, das bezwungen werden möchte. Gleichzeitig brauchen wir aber auch eine gewisse Portion an Stress (positiver Stress), denn dieser kurbelt förmlich unsere Leistungsfähigkeit an und ermöglicht uns, fokussiert und konzentriert zu arbeiten.

Was also tun? Wie gehst du mit stressigen Situationen im Job um? Was sind deine ganz persönlichen Stressoren im Berufsalltag? Und was kannst du tun, um dich weniger gestresst zu fühlen?

In diesem Artikel liefere ich dir interessantes Hintergrundwissen, die häufigsten Stressoren im Berufsalltag und zeige dir auch Möglichkeiten auf, wie du mit Stress gesund umgehen kannst.

  1. Warum haben wir so viel Stress im Berufsleben?

  2. Was sind die häufigsten Stressoren im Berufsalltag?

  3. Wie kann man Stress im Berufsalltag entgegenwirken?

  4. Mein Fazit

1. Warum haben wir so viel Stress im Berufsleben?

Um diese Frage beantworten zu können, sollten wir zunächst kurz den Begriff Stress definieren:

Stress wird in erster Linie als eine Reaktion des Körpers und der Psyche auf bestimmte Stressoren, also Reize verstanden, die wir als Belastung empfinden.

Stress wird individuell empfunden (Resilienz) und ist evolutionsbedingt in manchen Situationen notwendig. Denn durch die körperlichen und psychischen Veränderungen, die aufgrund von Stress entstehen, sind wir erst in der Lage, konzentriert und fokussiert nach einer Problemlösung zu suchen.

Wenn du mehr über die Entstehung von Stress und Eustress erfahren möchtest, dann lies gerne weiter in diesem Artikel: Positiver vs. Negativer Stress – Darauf solltest du achten

Vereinfacht gesagt kann man festhalten, dass wir so viel Stress im Berufsleben haben, weil wir ihn zum Teil für ein produktives Arbeiten benötigen. Gesundheitsschädlich wird Stress erst dann, wenn es dauerhaft zu viel davon gibt (bestimmte Arbeitsbedingungen, Stressoren) oder wenn wir nicht wissen, wie wir mit diesem Stress umgehen sollen (fehlende Resilienz).

Beachte: Gesund und resilient zu arbeiten, bedeutet auch, in der Lage zu sein, mal „Nein“ sagen zu können – zu weiteren Aufgaben, Überstunden oder unberechtigter Kritik, und zwar sachlich, ohne Unbehagen oder schlechtes Gewissen.

2. Was sind die häufigsten Stressoren im Berufsalltag?

Was im Berufsleben Stress erzeugt, ist vielfältig. Die Palette an Stressoren ist sehr breit gefächert und wahrscheinlich nie vollständig. Insbesondere aufgrund von der stetigen Veränderung unserer (Arbeits-) Welt und im Zusammenhang mit Digitalisierung und Globalisierung kommen regelmäßig neue Stressoren hinzu.

Allen voran steht wohl das lebenslange Lernen ganz oben auf der Liste der modernen Stressoren. Die damit verbundene und notwendige Fähigkeit, flexibel zu sein und sich Neuerungen in Arbeitsprozessen anzupassen, ist für viele Mitarbeiter:innen eine ganz besondere Herausforderung, die viel Stress erzeugen kann.

Die häufigsten Stressoren finden sich allerdings in den Arbeitsaufgaben, Arbeitsbedingungen und auch in zwischenmenschlicher Interaktion.

Folglich kommen ein paar Beispiele.

Stressor: Ausgeführte Tätigkeit und Zeitdruck

– zu viel Arbeit und zu wenig Zeit (wer kennt das nicht?)

– monotone und unterfordernde Arbeiten, u. a. auch mit Zeitdruck verbunden (z. B. Montageplätze/Dateneingabe – dauerhaft gleiche und nur wenig erfüllende Tätigkeiten)

– überfordernde und zu komplexe Tätigkeiten (dauerhaft schwierige und komplizierte Aufgaben)

– Aufgaben und Jobs, die nicht zu den individuellen Eigenschaften, Interessen und Qualifikationen der Angestellten passen

Stressor: Arbeitszeit

– häufige Überstunden

– Arbeiten auf Abruf

– bestimmte Arbeitszeiten, wie Nacht- oder Schichtdienst (große Belastung für den Körper und die Psyche durch einen verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus)

– unflexible Arbeitszeiten (also schlechte Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben)

Stressor: Arbeitsplatz und Arbeitsbedingungen

– ständiges Arbeiten nach Vorschrift, ohne sich einbringen zu können

– schlecht organisierter Arbeitsplan oder zu wenig Personal

– schlechtes oder fehlendes Werkzeug (dazu zählen auch wiederholende Systemausfälle, langsame PCs o. Ä.)

– hohe Lautstärke und schlecht beleuchtete/belüftete Arbeitsräume

– ständige Unterbrechungen des Workflows oder Ablenkungen

– isoliertes Arbeiten

– Teamarbeit

– schlechte oder fehlende Kommunikation und Informationsweitergabe

Stressor: Mensch und zwischenmenschliche Interaktion

– schlechtes Arbeitsklima

– Mobbing und Konflikte im Team/am Arbeitsplatz

– Konflikte mit Vorgesetzten

– ständiger Menschenkontakt und emotional aufreibende Interaktionen (Kundenarbeit, Pflege, Sozialer Bereich, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen)

– unfaire Behandlung

– nicht funktionierende, aber notwendige team- oder abteilungsübergreifende Zusammenarbeit

 

Auch fehlende Wertschätzung, eine schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Angst vor Arbeitsplatzverlust oder ein beruflicher Stillstand bzw. keine beruflichen Perspektiven oder fehlende Entwicklungsmöglichkeiten werden in der Literatur als mögliche Stressoren hervorgehoben.

Wie man sehen kann, lauern Stressoren überall und werden sehr individuell als Belastung empfunden. Für Menschen, die gerne im Team arbeiten, kann z. B. Homeoffice und isoliertes Arbeiten neuen Stress verursachen. Dahingegen werden Arbeitnehmer:innen, die gerne allein und eigenständig arbeiten, durch zu viel Teamarbeit unter enormen Stress gesetzt.

Reflektiere nun für dich selbst: Welche von diesen Stressoren treffen auf deinen aktuellen Arbeitsplatz bzw. Job/Beruf zu? Gibt es noch andere Stressoren, die du handhaben musst?

Bedenke, je mehr Stressoren dir im Berufsalltag begegnen, umso wichtiger wird ein angemessenes Resilienz-Level für dich sein, damit du einen gesunden Umgang mit deinen individuellen Stressoren praktizieren kannst.

3. Wie kann man Stress im Berufsalltag entgegenwirken?

Wie du bereits sehen konntest, sind die Reize (Stressoren), die Stress im Körper und der Psyche hervorrufen, sehr vielfältig und variieren in ihrer Ausprägung von Mensch zu Mensch. Denn jede:r reagiert anders auf Stressoren und somit ist auch der Umgang mit ihnen individuell.

Grundsätzlich gibt es allerdings drei wichtige Faktoren, um mit Stress gesund umgehen zu können und gelassen zu bleiben. Das sind Akzeptanz, Veränderung und Selfcare als eine Form der Prävention.

1. Akzeptanz

Je schneller ein Mensch bestimmte Bedingungen, sei es die Arbeitszeit oder der Aufgabenbereich, akzeptiert, umso weniger wird er diese als Belastung empfinden.

Umso wichtiger ist es also, sich ausreichend Gedanken bei der Berufswahl und auch einem beruflichen Neustart zu machen, hinsichtlich des Arbeitsalltags, der auf einen wartet.

Gleichzeitig ist es ratsam, diese fixen Bedingungen mit den eigenen vorhandenen Ressourcen und Stressbewältigungsstrategien abzugleichen und zu reflektieren.

 

Die folgenden Fragen können helfen:

– Wie sieht mein Arbeitsalltag aus? Welchen Stressoren begegne ich täglich?

– Bin ich in der Lage, die Arbeitszeiten und Aufgaben, die der Job mit sich bringt, so auszuführen, dass sie mich weder über- noch unterfordern?

– Wie gehe ich mit der Lautstärke, Beleuchtung oder anderen arbeitsbedingten und eventuell anstrengenden Gegebenheiten am Arbeitsplatz um?

– Wie gut/schlecht ist meine Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeit? Bin ich für den Job geeignet oder muss ich eventuell an bestimmten Soft Skills arbeiten?

2. Veränderung

Einiges im Berufsalltag ist für uns als Außenstehende nicht beeinflussbar oder veränderbar.

Ein:e LKW-Fahrer:in hat z. B. keinen Einfluss auf den Verkehrsfluss oder Stau, der ihm:ihr im Berufsalltag begegnet. Das Einzige, was er:sie machen kann, ist, dies zu akzeptieren und eventuell vorausschauend eine Ausweichroute zu wählen.

Genauso wenig kann ein:e Kundenberater:in dem Wutausbruch eines:r verärgerten Kund:in ausweichen. Er:sie darf es lediglich nicht persönlich nehmen, muss also die negativen Gefühle der Kundschaft akzeptieren und ein Konfliktlösungsverhalten an den Tag legen.

Wir können viele Stressoren nicht wegzaubern, doch wir können Strategien lernen, wie wir mit ihnen umgehen und unser Verhalten entsprechend verändern.

Ein Weg, um das zu tun, sind Resilienz-Trainings. In vielen Berufen sind sie bereits Teil der Ausbildung. Beispielsweise lernen Lehrer:innen im Studium, wie sie mit schwierigen Schüler:innen umgehen sollen oder woher ein aggressives Verhalten stammen kann und wie man diesem entgegenwirken kann. Auch Verkäufer:innen und Kundenberater:innen durchlaufen Trainings in ihrer Berufsvorbereitung, in denen ein Umgang mit Reklamationen und unzufriedenen Kund:innen erlernt wird.

Und dennoch reichen die Trainings in der Berufsvorbereitung oft nicht aus. Es wird insbesondere dann zu einer echten und stressigen Herausforderung, wenn diese Stressoren dauerhaft erlebt werden und die bislang erlernten Stressbewältigungsstrategien nicht ausreichen, um den Stressor zu bändigen.

Dann ist es ratsam, die IST-Situation genaustens zu analysieren und entsprechende Weiterbildungen in Anspruch zu nehmen oder gar einen beruflichen Neustart ins Auge zu fassen. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass die Ausprägung, mit der uns ein Stressor trifft, immer individuell ist. Und manchmal sind wir einfach nicht für den Job, den wir tun, geeignet und müssen somit eventuell sogar eine größere Veränderung zulassen, um gesund zu leben und zu arbeiten.

 

Diese Fragen können helfen:

– Welcher Stressor ist für mich aktuell die größte Belastung?

– Welches Training ist geeignet, um damit besser umgehen zu können?

– Wie kann ich einen Shift im Mindset erreichen, damit mich dies nicht mehr stresst?

– Möchte ich mich dauerhaft diesen Stressoren ausliefern?

– Habe ich eine Möglichkeit, innerhalb des Unternehmens zu wechseln?

– Welche anderen beruflichen Möglichkeiten habe ich? (Wie kann ich also meinen Job verändern?)

Beachte: Menschen sind bekanntlich „Gewohnheitstiere“. Je älter wir werden, umso eingefahrener sind wir in unseren Verhaltensmustern – auch den ungesunden – und desto schwieriger ist es, bekannte Pfade und Routinen oder Gewohnheiten zu verändern.

Aus diesem Grund gibt es Coachings. In Coaching-Sitzungen werden diese Gewohnheiten und Routinen reflektiert und ein begleiteter Veränderungsprozess eingeleitet. Dein Coach ist demnach dein Buddy, der dich motiviert und dich auf deinem Veränderungskurs begleitet.

Wenn du etwas in deinem Berufsleben verändern möchtest, aber alleine nicht weiterkommst, dann schreibe mir einfach eine E-Mail. Zusammen können wir dann erörtern, ob und wie ich dich auf deinem Weg in einen gesunden und erfüllten Berufsalltag begleiten kann.

3. Selfcare

Vieles im Berufsalltag können wir nicht beeinflussen und müssen dies zwangsläufig als gegeben akzeptieren. Einiges ist allerdings veränderbar, wird aber nicht von heute auf morgen geschehen und muss eventuell durch Trainings neu erlernt werden. Was wir aber immer tun können, ist, eigenverantwortlich die Zeit außerhalb der Arbeit so zu nutzen, dass sie uns für den Berufsalltag stärkt und nicht noch zusätzlich Energie abzieht.

Sich liebevoll und verständnisvoll um seine eigenen Bedürfnisse und um sich selbst zu kümmern, ist eine der wohl wichtigsten Aufgaben, die wir als Erwachsene außerhalb der Arbeit zu erledigen haben. Ein stabiles und gesundes Privatleben ist die beste Prävention, um sich vor Stressoren in der Arbeit zu schützen.

 

Dazu gehören:

– ausreichend Schlaf

– gesunde Ernährung

– regelmäßiger Sport

– das Pflegen von gesunden Beziehungen

– seine Grenzen kennen und in der Lage sein, diese zu stecken

– ausreichend Pausen einlegen

– erholsamen Urlaub einlegen

– Dinge tun, die einem guttun

– Zeit für sich selbst einplanen und auch bewusst für sich selbst nutzen

 

Auch hierbei helfen übrigens Trainings zur Stärkung von Resilienz sehr.

4. Mein Fazit

Stressoren sind bestimmte Reize, denen wir im Berufs- und Privatleben begegnen und die in unserem Körper und unserer Psyche zu Veränderung führen. Diese Zustandsveränderung nennt man dann Stress. Wir brauchen zwangsläufig eine angemessene Portion an Stress, da diese unsere Leistungsfähigkeit ankurbelt. Gibt es davon allerdings zu viel, dann kann dies zu schwerwiegenden körperlichen und psychischen Erkrankungen führen.

Viele Stressoren sind nicht veränderbar, doch wir können lernen, wie wir mit ihnen umgehen, damit sie nicht in negativen Stress ausarten. Dazu eignen sich in erster Linie alle Trainings, die der Steigerung und Stärkung von Resilienz dienen.

Wenn du erfahren möchtest, wie du Stressoren schwächen kannst bzw. ob du gar bestimmte Stressoren unbewusst verstärkst, dann lies unbedingt in diesem Artikel weiter.

Resilienz im Beruf – 5 Strressverstärker, auf die du achten solltest

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