Wann und wie du sie für dein Team nutzen kannst
Wenn du meinen Blogbeitrag „Positive Psychologie – was kann man sich darunter vorstellen?“ gelesen hast, dann weißt du, dass Positive Psychologie im Gegensatz zur klinischen Psychologie nicht das Problem als solches in den Vordergrund stellt, sondern das Ergebnis, welches angestrebt wird. Und zwar ein positives, nicht wahr?
Wie kannst du nun Positive Psychologie für dich im Beruf nutzen, und vor allem in welchen Situationen?
Nicht selten erleben wir Tage, an denen einfach nichts vorwärtsgeht und/oder wir im Berufsalltag Situationen ausgeliefert sind, die wir nicht beeinflussen können. Ein gutes Beispiel sind Konflikte im Team und/oder Konflikte beim Vorgesetztenwechsel. Hast du das schon mal erlebt, dass es im Team einfach nicht läuft? Dass eine Kollegin oder ein Kollege immer bevorzugt wird, die besseren Aufgaben bekommt oder gar nach deinen „Fehlerchen“ sucht, um sie dir unter die Nase zu reiben? Nicht sehr schön, oder? Aber tatsächlich kommt dieses Verhalten in Büros öfter vor, als man denkt.
Lasst uns mal kurz das letztere Beispiel näher unter die Lupe nehmen und analysieren, mit dem Ziel, zu erkennen, in welche Richtung Positive Psychologie deinen Berufsalltag verändern kann. Was passiert also, wenn ein Kollege oder eine Kollegin, nach deinen Fehlern „sucht“? Versuche, dich mal in diese Situation hineinzuversetzen und deine Gefühle wahrzunehmen. Wie fühlt es sich für dich an, und noch viel wichtiger, wie reagierst du?
1. Siehst du den Fehler oder das Lernpotential?
Wenn wir ein-, zwei- oder auch dreimal von einem Kollegen oder einer Kollegin auf Unstimmigkeiten und Fehler hingewiesen werden und diese auch berechtigt sind, dann ist das erst einmal gar nicht so schlimm, nicht wahr? Schließlich sind wir alle Menschen. Keiner von uns ist eine Maschine, die auf Erfolg programmiert ist und Fehler können uns aus allerlei Gründen unterlaufen. Wir können einfach einen schlechten Tag haben, aufgrund von unterschiedlichsten Problemen und Problemchen nicht konzentriert sein oder wir wussten es nicht besser. Schlechter Schlaf, Überstunden, wenig Erholungszeiten, falsche Ernährung oder auch Schicksalsschläge aus dem privaten Umfeld können unsere Leistung durchaus beeinflussen. Vielleicht haben wir aber auch einfach nicht gründlich genug gearbeitet oder waren abgelenkt. Egal aus welchem Grund ein Fehler unterlaufen ist, nehme es dir erst einmal nicht zu sehr zu Herzen. Erkenne aber den Fehler als solchen an. Denn irren ist menschlich. Und auch wenn viele von uns gerne alles perfekt haben wollen, manchmal passiert es, dass etwas nicht rund läuft. Akzeptanz von Situationen hat ein hohes Potential, dass uns solch ein Fehler nicht noch einmal unterläuft. Konzentriere dich also nicht auf den Fehler an sich, sondern darauf, dass du oder ein:e Kollege:in ihn erkannt hat und du jetzt die Möglichkeit hast, ihn zu bereinigen.
2. Reaktion über Emotion
„Konzentriere dich also nicht auf den Fehler an sich, sondern darauf, dass du oder ein:e Kollege:in ihn erkannt hat und du jetzt die Möglichkeit hast, ihn zu bereinigen.“ Einfacher gesagt als getan, nicht wahr? Die Aufgaben auf dem Schreibtisch stapeln sich, das Telefon klingelt ununterbrochen, der nächste Termin im Kalender blinkt schon auf, und dann kommt dein:e Lieblingskollege:in, um dir zu zeigen, dass in der Akte etwas nicht stimmt, oder dass ein Kunde etwas bemängelt, wofür du verantwortlich warst. Und die Kirsche auf der Sahnetorte: der:die Kollege:in lächelt nett dabei. Was fühlst du? Kochst du vor Wut? Verdrehst du die Augen? Verunsichert es dich? Oder bedankst du dich bei deinem:r Kollegen:in? Welche Reaktion ist angebracht und welche Konsequenzen hat sie?
An dieser Stelle möchte ich kurz weiter ausholen um auf ein Feld der Positiven Psychologie zu kommen, welches nicht nur in diesem Beispiel eine Grundlage für die Handhabung von schwierigen Situationen bietet, sondern im Allgemeinen eine wichtige Basis für zwischenmenschliche Beziehungen (auch im Berufsalltag) und Konfliktmanagement darstellt, und zwar Emotionen. Welchen Einfluss Emotionen auf unser privates und berufliches Leben haben, und warum sowohl positive als auch negative Emotionen in der Positiven Psychologie von großer Bedeutung sind und welche Vorteile es gibt, sie benennen zu können, erfährst du im folgenden Artikel: „Warum alle Emotionen wichtig sind und wo die Herausforderung liegt“.
Zurück zu unserem Beispiel: Also, was empfindest du? Und wie reagierst du? Je nachdem, wie stressresistent, belastbar oder selbstbewusst man ist, kann sich die Emotionswahrnehmung irgendwo zwischen „Ich bin glücklich, dass der Fehler erkannt wurde, und ich kann ihn nun bereinigen.“, und „Ich bin einfach nur noch genervt, und möchte meinen Kollegen am liebsten anschreien.“ bewegen. Das ist mal das Eine. Das Andere sind die Konsequenzen, also die Reaktion auf unsere Emotionen in (stressigen) Situationen. Was ist wohl langfristig besser und wird zu einer angenehmeren Zusammenarbeit führen? „Danke“ zu sagen und weiterzumachen oder den Kollegen/die Kollegin genervt abzuweisen? Entscheide selbst.
3. Grundsatz: Du kannst niemanden ändern, nur dich selbst
Selbstverständlich würde man sich wünschen, dass man in Konfliktsituationen immer einen kühlen Kopf behält, sich nichts zu sehr zu Herzen nimmt, einen Fehler als Chance sieht und immer so reagiert, dass man mit seinem Verhalten dazu beiträgt, Konflikte zu lösen oder gar zu vermeiden. Allerdings tragen wir alle angelernte Verhaltensmuster und Glaubenssätze in uns, die wir oft unreflektiert leben. Nicht selten wünschen wir uns bei Teamkonflikten, dass der andere sich ändert. Auf unser Beispiel bezogen, kann das folgender Gedanke sein, der uns in den Kopf schießt, wenn wir sehen, dass der:die Kollege:in auf uns zukommt, um uns auf eine Unstimmigkeit aufmerksam zu machen: „Schon wieder? Was will die:der denn? Sieht er:sie nicht, dass mein Schreibtisch überquillt? Dass ich auf dem Sprung bin? Kann er:sie sich nicht um seinen:ihren eigenen Kram kümmern? Immer kontrolliert sie:er mich!“.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Erkenntnisse aus empirischen Studien der Positiven Psychologie bzw. die Ansätze der Positiven Psychologie in alle Bereiche eines Unternehmens greifen können, bei denen eine Interaktion zwischen Menschen gegeben ist. Positive Psychologie hilft, a) Potentiale zu erkennen und zu leben, b) die eigenen Emotionen besser bestimmen und kontrollieren zu können, sowie daraus effiziente Reaktionsmöglichkeiten abzuleiten und c) evtl. vorhandene Verhaltensmuster und Glaubenssätze zu revidieren und neu zu formulieren. Und zwar nicht nur auf der individuellen Ebene, sondern auch auf der Unternehmensebene. „Bei uns wird das schon immer so gemacht“ kann einer dieser Glaubenssätze sein.
In welchen Bereichen ich als Coach und Trainer Unternehmen unterstütze und worauf ich mich spezialisiert habe, kann hier nachgelesen werden.
Was du als Führungskraft machen kannst, um Positive Psychologie direkt in deiner Abteilung und deinem Team einzusetzen, erfährst du u. a. in diesem Artikel: „5 Tipps für dich als Führungskraft, die du direkt umsetzen kannst (PERMA-MODELL)“.
Dich interessiert aber mehr mein Beispiel zu Konflikten bei Vorgesetztenwechsel? Schön, dann lese gerne weiter im Artikel über Resilienz: „Resilienz als Teil der Positiven Psychologie“