Glück im Beruf: weiche Faktoren im Job

Wie (un)zufrieden bist du in deinem Job?

Erfahre mehr über Motivatoren und Hygienefaktoren im Job und teste dich selbst

Bei einer Vollzeit-Beschäftigung verbringen wir die meiste Zeit unseres Tages bei der Arbeit. Nicht verwunderlich also, dass unsere Arbeit einen großen Einfluss auf unsere Zufriedenheit im Allgemeinen hat. Gleichzeitig aber auch auf unsere Unzufriedenheit. Denn wer nicht unzufrieden ist, sagt Frederick Herzberg in seiner 2-Faktoren-Theorie, der muss nicht gleichzeitig glücklich sein. Und auch wer in seiner Arbeitsausübung nicht glücklich ist, der kann trotzdem zufrieden sein. Klingt ein wenig kompliziert, nicht wahr? Ist es aber nicht.

Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg

Die Zwei-Faktoren-Theorie von Fredrick Herzberg gehört zur Basisausbildung eines jeden Managers und ist aus dem BWL-Studium nicht wegzudenken. Zielgebend für die wissenschaftliche Untersuchung, die Herzberg Ende der 50er veröffentlicht hat, war die Produktivitätssteigerung und Motivation vom Personal. Der Frage nachgehend, warum ein:e Mitarbeiter:in motivierter und leistungsfähiger ist als ein:e andere:r, hatte er Befragungen durchgeführt und Folgendes festgestellt: Es gibt bestimmte Faktoren, die eine:n Mitarbeiter:in motivieren (= Motivatoren), und Faktoren, die verhindern, dass ein:e Mitarbeiter:in demotiviert (= Hygienefaktoren) wird. Selbstverständlich werden diese Faktoren subjektiv bewertet, und doch geben sie eine gewisse Richtung an und haben bei vielen Menschen ähnliche Konsequenzen. Ein wichtiges Beispiel ist das Gehalt.

Das Gehalt als Hygienefaktor

In Herzbergs Theorie zählt Geld bzw. das Gehalt zu den Hygienefaktoren. Das bedeutet, dass die Entlohnung für unsere Arbeitskraft uns nicht zufriedener oder motivierter macht. Das Gehalt, das wir am Monatsende erhalten, verhindert lediglich, dass wir unzufrieden werden. Demnach wird eine Gehaltserhöhung (allein) in den seltensten Fällen dazu führen, dass wir langfristig unseren Job als erfüllend empfinden. Allerdings wird sie verhindern, dass wir rumjammern und ggf. nach beruflichen Alternativen suchen. Das liegt allerdings auch auf der Hand, nicht wahr? Denn im Umkehrschluss würde es bedeuten, dass jede Person, die über ein bestimmtes Gehalt verfügt, automatisch glücklich und zufrieden im Job ist. Und dem ist doch wirklich nicht so. Auch Hochverdiener:innen leiden im Job – und das nicht selten. Das Gehalt macht uns also nicht unzufrieden, gewährleistet aber gleichzeitig nicht, dass wir zufrieden sind. Ein Hygienefaktor bringt uns lediglich in einen neutralen Zustand.

Eine Erkenntnis übrigens, die insbesondere beim beruflichen Neustart nicht zu unterschätzen ist.

Du glaubst mir nicht? Dann teste dich selbst:

Angenommen du würdest ab morgen dein Wunschgehalt erhalten. Würdest du nach 6 Monaten tatsächlich produktiver, motivierter und zufriedener arbeiten als jetzt? Würdest du dann sagen: „Nach der Gehaltserhöhung gehe ich endlich jeden Tag sehr gerne in die Arbeit und freue mich schon am Sonntagabend auf den Montag.“ Oder würdest du nach 6 Monaten (wieder) das Minimum leisten, dich täglich in die Arbeit schleppen und einfach kein Wort darüber verlieren, weil der Euro-Betrag auf dem Konto passt? Ganz nach dem Motto: „Ich gehe in die Arbeit. Nicht gerne, nicht ungerne, ich gehe einfach in die Arbeit und beschwere mich nicht.“

Hygienefaktoren nach Herzberg

Hygienefaktoren sind also Faktoren, die wir im Job brauchen, um einen Null-Zustand zu erreichen. In diesem Zustand sind wir weder zufrieden noch unzufrieden. Wir sind einfach. Wir gehen in die Arbeit, machen unseren Job und gehen wieder nach Hause. Für viele ist das übrigens ausreichend. Insbesondere für die, die ihre Erfüllung nicht unbedingt im Job suchen. Diese Menschen sehen Arbeit als Arbeit an. Ihre Erfüllung und Zufriedenheit erreichen sie dann eher im privaten Bereich oder sie haben Hobbys oder Nebentätigkeiten, in denen sie aufgehen. Insbesondere für jene, die keine berufliche Erfüllung suchen, sind Hygienefaktoren besonders wichtig. Das Einzige, was diese Menschen sich wünschen, ist durch den Job nicht unzufrieden zu werden.

Zu den Faktoren, die Unzufriedenheit im Job verhindern, zählen:

  • Verdienst und Entlohnung
  • Zwischenmenschliche Beziehungen (Kollegen, Mitarbeiter:innen, Vorgesetzte)
  • Firmenpolitik, Führungsstill und Administration
  • Sicherheit am Arbeitsplatz und Sicherheit des Arbeitsplatzes
  • Image, Status und Work-Life-Balance

 

Erst wenn eine Arbeitsstelle bzw. ein:e Arbeitgeber:in diese Hygienefaktoren zur Zufriedenheit des:r Mitarbeiter:in erfüllt, dann wird ein Null-Status erreicht. Dann nämlich ist der Mitarbeiter bzw. die Mitarbeiterin erst in der Lage, von den Motivatoren so richtig zu profitieren und berufliche Erfüllung zu erlangen. Und hier kommt auch der tricky Part: Was ein Mensch als ausreichend bzgl. der Faktoren erlebt, ist sehr subjektiv und individuell.

Motivatoren nach Herzberg

Wenn die Mitarbeiter:innen, also du selbst auch, im Berufsumfeld einen neutralen Zustand erreichen, dann kann aufgebaut werden. Jetzt erst wirken die Motivatoren richtig gut und führen bei ihrer Erreichung zur beruflichen Erfüllung. ACHTUNG: Werden diese Faktoren nicht erreicht, bedeutet das nicht, dass der:die Mitarbeiter:in unzufrieden wird. Ohne Motivatoren also sind wir wieder im neutralen Bereich. Anders ausgedrückt: Motivatoren motivieren zu besseren Leistungen und steigern das Empfinden über die geleistete Arbeit positiv. Ihr Fehlen wirkt sich aber nicht demotivierend oder negativ aus. Dennoch fehlt dann eben etwas, zur (vollkommenen) beruflichen Erfüllung.

Zu den Faktoren, die Zufriedenheit steigern, zählen:

  • Beruflicher Aufstieg und Aufstiegschancen
  • Arbeitsinhalt
  • Verantwortung
  • Lob und Anerkennung
  • Berufliches und persönliches Wachstum
  • Arbeitsleistung und Erfolg

 

Auch diese Faktoren sind bei ihrer Erreichung subjektiv. Was für den einen einen ausreichenden Grad an Verantwortung darstellt, kann bei einem:r anderen Mitarbeiter:in zu Überforderung und Stress führen. Führungskräfte sind hier besonders gefragt. Wer sein Team gut führen und einen niedrigen Grad an Fluktuation halten möchte, dem:der empfehle ich Folgendes: Kenne deine:n Mitarbeiter:in und fördere sie:ihn so individuell wie nur möglich.

Möchtest du dich selbst testen?

Beachte bitte, dass es bei diesem Test kein Richtig und kein Falsch gibt, und es auch kein Ergebnis zur Auswertung gibt. Das Einzige, was erreicht wird, ist ein Spiegel deiner aktuellen Situation. Dies kann dir tatsächlich dabei helfen, dich und deine Bedürfnisse besser einzuschätzen, und als Grundlage für einen möglichen beruflichen Neustart dienen.

1. Ausgehend von deiner momentanen beruflichen Situation: Wie stark sind die genannten Motivatoren und Hygienefaktoren bei dir ausgeprägt? Bewerte sie alle auf einer Skala von 1-5, wobei 5 die höchste Wertung ist.

2. Idealvorstellung: Wenn du dir jeden Job auf der Welt aussuchen könntest, welche Motivatoren und Hygienefaktoren müssten definitiv erreicht werden, damit du dich langfristig glücklich und erfüllt im Job fühlst? Bewerte auf hier jeden Faktor auf einer Skala von 1-5.

3. Stelle beide Bewertungen nun gegenüber. Was passt in deinem Job bereits? Was fehlt? Ist das, was du suchst, in deiner momentanen Firma durchsetzbar? Wenn ja, was müsste sich ändern? Mit wem müsstest du intern darüber sprechen? Wenn nein, welche beruflichen Alternativen hast du?

Mögliche Kombinationen der 2-Faktoren-Theorie:

Übrigens, in der Regel gibt es vier mögliche Kombinationen, die man aus der Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg ableiten kann.

Du bist hochmotiviert und hast kaum etwas, worüber du dich beschweren kannst. (Idealsituation – Motivatoren hoch – Hygienefaktoren hoch)

Du hast nicht viel, worüber du dich beschweren kannst, aber gleichzeitig auch nicht viel, was dich beruflich motiviert. (Söldnermentalität – hohe Hygienefaktoren – niedrige Motivatoren)

Du bist (hoch)motiviert, aber es gibt auch viele Dinge, die dich an deinem Job nerven und über die du dich beschwerst. (Guter Job, aber schlechte Arbeitsbedingungen – niedrige Hygienefaktoren – hohe Motivatoren)

Du findest kaum Motivation in deinem Job und fast alles nervt dich, bzw. du findest viele Punkte, über die du dich beschweren kannst. (Worst Case – niedrige Motivatoren – niedrige Hygienefaktoren)

Die Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg eignet sich bestens, um sich einen guten Überblick über seine berufliche Situation zu machen. Wenn du dich näher mit dem Thema berufliche Erfüllung auseinandersetzen magst, dann lies hier weiter. Das PERMA-Modell, auch als das wissenschaftliche Modell vom Glück bekannt, nimmt noch einen weiteren Faktor auf, der bei Herzberg nicht berücksichtigt wird. Welcher ist das? Lies hier weiter.

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