Beruflicher Neustart - Hand mit Schritzug "neuer Job"

Beruflicher Neustart mit 30

Soll ich oder soll ich nicht? Warum ein beruflicher Neustart mit 30 so schwierig erscheint und warum man es dennoch wagen sollte

Dreißig ist so ein Alter – nicht wahr? Man ist nicht mehr „junge:r Erwachsene:r“, man ist nicht mehr in der Ausbildung oder im Studium. Mit 30 – so sagt man – sollte man mit beiden Beinen im Leben stehen, einen großen Teil seiner Lebensziele schon erreicht haben, und mit 30 sollte man doch schon definitiv beruflich Fuß gefasst haben und wissen, was man will. Aber entspricht das tatsächlich der Realität? Oder handelt es sich hier wieder mal um einen Irrglauben bzw. einen Glaubenssatz, den wir in uns tragen und der uns daran hindert, das (Berufs-) Leben zu leben, das zu uns passt und uns erfüllt?

Warum ein beruflicher Neustart mit 30 so schwierig erscheint

Ob beruflich oder privat – ein Neuanfang ist immer eine Herausforderung. Und in seinen 30ern scheint diese Veränderung besonders schwierig zu sein. Warum?

1. Endlich in der Komfortzone angekommen und dann wieder weg
Mit Anfang 30 hat man es eigentlich geschafft. Die Jahre der Ausbildung, Weiterbildung und des Studiums sind rum. Die meisten von uns haben mit 30 einen festen Job, in dem sie schon seit einigen Jahren tätig sind. Sie haben sich an ein stabiles Einkommen gewöhnt, der berufliche Aufgabenbereich ist klar definiert und man ist eingearbeitet. Privat steht ggf. die Hausbauplanung oder ein Wohnungskauf an, oder man hat sich vielleicht sogar ein (kostspieliges) Hobby zugelegt oder oder oder … Kurz: Mit 30 ist man in den meisten Fällen angekommen. Man hat es sich gemütlich gemacht in seinem (Berufs-) Leben. Und jetzt noch mal von vorne anfangen? Eine berechtigte Frage, nicht wahr? Denn auch ein beruflicher Neustart bedeutet wieder alles auf Anfang und los. Und das heißt, dass man die gerade erst erschaffene Komfortzone verlassen soll, alle Kraft noch einmal bündeln und sich ins neue berufliche Abenteuer stürzen müsste. Nicht verwunderlich, dass man den Gedanken an einen beruflichen Neustart mit 30 manchmal schnell wieder verwirft.

 

2. Familienplanung und finanzielle Sicherheit
Ein weiterer und nicht zu unterschätzender Faktor ist die Familienplanung. Kinder zu bekommen bzw. eine Familie zu gründen, ist ein ganz natürliches menschliches Bedürfnis, das sich aktuell insbesondere in den 30ern recht laut, und zwar sowohl bei der Frau als auch beim Mann, zu Wort melden kann. Eine Familie zu gründen, bedeutet allerdings auch, Verantwortung zu übernehmen für ein anderes Lebewesen, und das nicht nur emotional, sondern auch finanziell. Ein beruflicher Neustart mit 30 heißt demnach für viele, auf die eigene Familie erst einmal zu verzichten oder doch im ungeliebten Job zu bleiben, da dieser eine bekannte finanzielle Stabilität bietet. Keine einfache Entscheidung.

Übrigens: Frauen kommen oft gar nicht erst zu dieser Entscheidung. Zwar wird unsere Gesellschaft zunehmend gleichberechtigter, aber das Vorurteil „Eine Frau mit Anfang 30 wird sofort nach der Einstellung schwanger“ hält sich tapfer, sowohl in den Köpfen der Personalchefs:innen als auch der Bewerberinnen. Demnach ist ein beruflicher Neustart mit 30 für einige Frauen tatsächlich eher schwierig, auch wenn sie keine Familie planen.

 

3. Mögliche finanzielle Einbußen
Ein beruflicher Neustart kann finanzielle Einbußen mit sich bringen, was ein weiterer Grund ist, warum man sich gegen einen beruflichen Neustart mit 30 entscheiden kann. Wie bereits erwähnt, mit 30 ist man relativ gut im (Berufs-) Leben angekommen und hat sich an ein gewisses Einkommen gewöhnt. Eine berufliche Neuorientierung ist häufig mit Aus- und Weiterbildungen und in manchen Fällen auch mit niedrigerem Anfangsgehalt verbunden. Für viele ein Grund, weiter in einem Beruf und Arbeitsleben zu bleiben, welches eigentlich nicht zu einem passt und einen nicht erfüllt. Bei einem beruflichen Neustart mit 30 kämpfen oft der Kopf und das Herz gegeneinander, bzw. die berufliche Passion versus das sichere Gehalt, was auch durchaus verständlich ist. Und dennoch: Mit 30 ist einer der besten Zeitpunkte, um beruflich neu zu starten!

Warum ein beruflicher Neustart mit 30 sinnvoll ist

Niemand möchte finanziell kürzertreten, wenn er nicht muss. Dennoch sollten mögliche finanzielle Einbußen nicht ausschlaggebend dafür sein, sein Leben in einem falschen Beruf zu verbringen. Auch wenn man mit 30 viele rationale Gründe findet, warum es gerade jetzt nicht geht, gibt es drei sehr gute Gründe, die für einen beruflichen Neustart in diesem Alter sprechen.

1. Man fängt nicht bei null an
Mit 30 hat man schon mal etwas geschafft. Im Vergleich zu Anfang 20 hat man mit 30 bereits Berufserfahrung gesammelt, verfügt über bestimmte Qualifikationen und man hat für sich bereits die ersten Ausschlusskriterien festgelegt – dafür, was man beruflich nicht unbedingt machen möchte. Jede Entscheidung, die man in beruflichen Belangen in diesem Alter trifft, trifft man auf Basis von Erfahrung und nicht vom Hören und Sagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man mit seiner beruflichen Neuwahl ggf. wieder daneben zielt, ist viel geringer als bei der ersten Berufswahl. Des Weiteren profitiert man von meist verbesserter und schneller Auffassungsgabe, einem besseren Bewusstsein in die eigenen Fähigkeiten (mit 30 kennt man sich selbst normalerweise wieder ein Stückchen besser als noch mit 20) und einem besseren Überblick über die eigenen Stärken und Schwächen. Diese Kriterien können in manchen Fällen dazu führen, dass man keine oder nur geringe finanzielle Einbußen bei einem beruflichen Neustart mit 30 in Kauf nehmen muss, und/oder dass man danach schneller auf der Karriereleiter aufsteigt und somit die finanziellen Einbußen, die bei einem Berufswechsel anfangs entstehen können, wieder zügig auffängt.

2. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Ein weiterer und sehr wichtiger Aspekt, warum man gerade in seinen 30ern einen beruflichen Neustart wagen sollte, ist der menschliche Lebens- und Arbeitszyklus. Lasst uns mal hier eine ganz einfache Rechnung aufstellen: Aktuell arbeiten wir bis ca. 60-65, bis wir direkt in Pension gehen oder Altersteilzeit anmelden. Wenn ich also mit Anfang/Mitte 30 bereits feststelle, dass der Beruf, den ich erlernt bzw. studiert habe, so ganz und gar nicht zu mir passt und mich eigentlich überhaupt nicht erfüllt, wieso sollte ich noch länger in diesem Beruf verbleiben? Und die noch entscheidendere Frage ist, wie viel länger möchte ich in diesem Beruf verbleiben? Ein beruflicher Neustart mit 40 oder 50 wird nicht unbedingt einfacher. Und mal ganz ehrlich: Mit 30 entsprechen die Jahre, die hinter einem liegen, in etwa den Jahren, die bis zur Rente vor einem liegen. Und das ist nicht unbedingt kurz. Also, wenn ein beruflicher Neustart mit 30 nicht infrage kommt, wann dann?

 3. Gesellschaftliche Erwartungen vs. individuelle Bedürfnisse
Wenn man sich mit einem beruflichen Neustart mit 30 auseinandersetzt, einen Job ausübt, der nicht zu einem passt, sich der rationellen Gründe und auch der Lebenszeit, die wir zur Verfügung haben, bewusst ist und dennoch ein mulmiges Gefühl in der Bauchgegend verspürt, dann sollte man das Thema Glaubenssätze und gesellschaftliche Erwartungen näher betrachten. Denn eins ist klar, Glaubenssätze blockieren uns oft im beruflichen und privaten Vorankommen und der gesuchten Erfüllung. Unsere Eltern und Großeltern haben uns ein Arbeitsleben vorgelebt, das nicht mehr zeitgemäß ist. Der Wunsch nach beruflicher Sinnhaftigkeit, sowie einem freien und selbstbestimmten Leben rückt immer mehr in Vordergrund und kollidiert mit veralteten Glaubenssätzen, wie z. B.: „Man sollte möglichst lange bei einer Firma bleiben, um Durchhaltevermögen und Loyalität zu beweisen“, oder „Arbeit muss hart sein, sonst ist es keine Arbeit“, oder „Eine sichere Anstellung nach dem Studium (auch wenn nicht erfüllend) ist besser als eine berufliche Selbstständigkeit“. Diese Glaubenssätze können durch modernes Gedankengut ersetzt werden, wie z. B.: „Alle 2 Jahre ein Unternehmen oder eine Branche zu wechseln, bedeutet nicht unbedingt, sprunghaft zu sein, sondern kann auch als flexibel und anpassungsfähig ausgelegt werden“, Work smart, not hard oder „Man studiert Betriebswirtschaftslehre, um in der Lage zu sein, einen Betrieb zu führen, warum dann nicht den eigenen?“.

Diese Fragen können dir bei einem beruflichen Neustart mit 30 helfen

Ein beruflicher Neustart mit 30, aber auch in jedem anderen Alter, ist unterm Strich dann doch eine ganz persönliche und individuelle Entscheidung. Eine Entscheidung, die jeder Mensch ganz allein für sich treffen muss, und wie bei allen anderen Entscheidungen auch: für die er ganz allein die Verantwortung trägt. Ein beruflicher Neustart sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, und gleichzeitig sollte eine Veränderung auch nicht von Grund auf abschrecken, sondern kann durchaus als eine Chance und ein neues berufliches Abenteuer angesehen werden. Diese Fragen helfen dir, eine Entscheidung zu treffen und dich mit einem beruflichen Neustart besser auseinanderzusetzen. Wichtig hierbei: Es gibt keine falsche Antwort. Alles ist richtig, solange du die Fragen aus deiner eigenen Überzeugung beantwortest und so ehrlich wie möglich zu dir selbst bist:

  1. Wie belastend ist deine momentane Situation? Hand aufs Herz: Wie lange kannst du sie ohne negative Konsequenzen für dein Leben (Gesundheit) ausüben?

  1. Welche rationellen Gründe sprechen für einen beruflichen Neustart mit 30 und welche dagegen?

  1. Sind Glaubensätze involviert? Und wenn ja, welche? Siehst du das genauso oder hast du eigentlich eine andere Meinung als das, was du gelernt hast, zu glauben?

Wenn du dir schwertun solltest, eine der Fragen für dich zu beantworten, dann lese gerne weiter im Artikel Berufliche (Neu-) Orientierung – wann macht es Sinn und worauf solltest du achten“

ACHTUNG: Mache das NICHT bei einem beruflichen Neustart mit 30!

Bei einem beruflichen Neustart mit 30 gibt es eine oft unterschätzte Tücke, die bei einem Neustart mit 40 oder 50 nicht ganz so häufig vorkommt. Dabei handelt es sich um eine gewisse Kompromissbereitschaft zwischen dem alten Beruf und dem neuen Beruf, die wir gewillt sind, einzugehen, die aber gleichzeitig auch bittere Konsequenzen mit sich bringen kann.

 

Ein Beispiel:

Sabrina, 32, hat wie die meisten ihrer Freunde BWL studiert. Und zwar mehr oder minder aus Verlegenheit, weil sie nach dem Abitur einfach nicht wusste, was sie sonst studieren sollte. (Was im Übrigen viel öfter vorkommt, als man denkt.) Nun ist sie seit gut 7 Jahren bei einem mittelständischen Unternehmen im Controlling tätig. Ihre Arbeit gefällt ihr so lala. Sie macht sich gut, schließlich hat sie das gelernt, und doch ist ihr ihre Tätigkeit zu zahlenlastig und zu trocken. Eigentlich ist Sabrina nämlich mehr der kreative Kopf. Sie malt und zeichnet gerne, war auch in der Schule schon immer mehr der Kunst zugewandt als dem mathematischen Zweig, obwohl sie beide gut beherrschte. Nun steht sie an dem Punkt in ihrem Leben, an dem sie feststellt, dass es so nicht weitergeht. Sie möchte sich beruflich neu orientieren. Architektur und Innen-Design sind Bereiche, die sie nicht nur privat sehr interessieren, sondern auch Berufsbereiche, in denen sie sich durchaus vorstellen kann, zu arbeiten.

Ja, das möchte sie machen. Also hat sie zwei Optionen.
Option 1: Sie studiert nochmal und zwar Architektur und Innen-Design und macht sich danach selbstständig oder sucht nach einer Anstellung in einem Architektur-Büro.
Oder Option 2: Sie spezialisiert sich auf Online-Marketing. Eine Branche, die gerade sehr gefragt ist und in der sie auch ihr BWL-Studium mit einbringen kann. Außerdem ist die Dauer einer Weiterbildung bzw. Spezialisierung kürzer und sie könnte ja, dennoch irgendwie Fuß fassen im Architekturbereich bzw. Marketing in der Innen-Design-Branche betreiben.

Gut, sie schließt also einen Kompromiss mit sich selbst und entscheidet sich für die Weiterbildung. Es ist zwar nicht zu 100 % das, was sie machen möchte, aber dann war zumindest das BWL-Studium nicht umsonst.

5 Jahre später: Sabrina ist mittlerweile 37 Jahre alt und arbeitet als Projektmanagerin, die den Architektenmarkt bedient. Sie managt große Marketingbudgets und die Arbeit der kreativen Köpfe. Selbst ist sie allerdings nicht kreativ tätig. Ihre Tätigkeit ist nicht viel erfüllender als im Controlling, denn eigentlich wollte sie immer Architektin oder Innen-Designerin werden. Aber jetzt nochmal umschulen?

Meine Gedanken zu einem beruflichen Neustart mit 30 als Fazit

  1. Ein beruflicher Neustart ist immer eine Herausforderung. Ein beruflicher Neustart mit 30 ist nicht immer einfach, allerdings wird es mit 40 oder 50 auch nicht unbedingt einfacher, sich beruflich zu verändern.

  1. Mit 30 ist man alt genug, um eine berufliche Orientierung aufgrund seiner eigenen Erfahrungen zu treffen. Die Wahrscheinlichkeit, wieder am Ziel vorbeizuschießen, ist geringer.

  1. Wenn man sich zu einem beruflichen Neustart mit 30 (aber auch in jedem anderen Alter) entscheidet, dann sollte man sich sehr genau mit der Berufswahl, seiner Vision, sowie Stärken und Schwächen auseinandersetzen.

  1. Ein halbherziger Kompromiss, ob in privaten oder beruflichen Belangen, wird wahrscheinlich nicht zu einer dauerhaften Erfüllung führen.

  1. Die meiste Zeit unseres Lebens verbringen wir mit und bei unserer Arbeit. Geld als finanzielle Entschädigung für den Zeitaufwand und unsere Leistung ist nur ein Hygienefaktor  und verhindert lediglich die Unzufriedenheit, führt allerdings nicht zu einer beruflichen Erfüllung.


Wenn du mehr über die Motivatoren, Hygienefaktoren und die Theorie von Herzberg erfahren magst, dann lies gerne hier weiter.

Sich selbst richtig zu kennen, sowie seine Stärken und Schwächen direkt benennen zu können, ist nicht immer einfach. Als Coach unterstütze ich dabei. Du kannst dir jederzeit einen unverbindlichen Termin bei mir buchen und wir erörtern zusammen, wie und wobei ich dich fachmännisch unterstützen kann, damit du einfach und entspannt durch den Veränderungsprozess bei einem beruflichen Neustart mit 30 kommst.

Wenn du übrigens mehr über mich und meine beruflichen Neustarts erfahren möchtest, dann lese hier weiter. Ich habe tatsächlich bereits beruflich mehrere Leben gelebt 🙂

Hast du Fragen oder Anregungen zu diesem Thema? Oder möchtest du deine persönlichen Erfahrungen teilen? Du kannst mir jederzeit eine E-Mail senden oder auch gerne hier kommentieren.

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