Stärken und Kompetenzen im Beruf: Blatt mi der Aufschrift "Do you know who you are?" (Weißt du wer du bist?)

Was sind wirklich meine Stärken und Kompetenzen?

3 Verfahren, die dich nachweislich näher an dich selbst bringen

Die Frage nach individuellen Stärken und Kompetenzen ist nicht nur bei Personalverantwortlichen in einem Vorstellungsgespräch beliebt, sondern auch eine sehr wichtige Frage, wenn es um die berufliche Erfüllung und die eigene Persönlichkeitsentwicklung geht.

Doch so einfach die Frage auch klingen mag, ihre Beantwortung stellt für viele eine echte Herausforderung dar. Und sie kann in dem einen oder anderen Fall auch schon mal nach hinten losgehen.

Folgende Situation aus der Praxis:

„Tim, ich glaube, als ich im Vorstellungsgespräch saß und über meine Stärken sprach, habe ich es echt vermasselt!“, sagte einer meiner Klienten letztens in der Coaching-Sitzung.

„Aber du hast den Job doch bekommen, oder etwa nicht?“, antwortete ich und war echt verwundert über die Aussage, die ich da hörte.

„Ja, den Job habe ich! Allerdings, wie sich herausstellte, nahm mich der HR-Manager beim Wort und nun habe ich Zusatzaufgaben, die mir überhaupt nicht liegen! Ich könnte mich echt in den Hintern beißen!“

„Warte mal! Das musst du mir genauer erläutern“, erwiderte ich. „Du hast doch die Stelle gewechselt, damit du endlich beruflich erfüllter bist, was ist denn deiner Meinung nach im Vorstellungsgespräch schiefgelaufen?“

„Also, ich wollte die Position wirklich haben! Das Unternehmensklima ist super, die Bezahlung mehr als gerechtfertigt und in meiner neuen Tätigkeit habe ich endlich den Sinn gefunden, den ich seit jeher vergeblich gesucht habe.“

„Ja, daran kann ich mich erinnern. Wir haben damals in einigen Sitzungen darüber gesprochen. Was ist denn nun passiert?“

„Letztens kam der HR-Manager und hat mir die Verantwortung für den neuen Azubi übertragen. Allerdings bin ich wirklich nicht gut darin, anderen etwas beizubringen. Tatsächlich fehlt es mir an Geduld! Und außerdem muss ich auch alles mit dem Lehrplan aus der Berufsschule und unseren abteilungsinternen Inhalten koordinieren und ehrlich gesagt – ein Organisationstalent bin ich auch nicht!“, antwortete er und sah mich ein wenig schulderfüllt an.

„Und was denkst du, wie kommt der HR-Manager dazu, zu glauben, dass du der Richtige für diese Aufgabe bist?“

„Na ja, als ich im Vorstellungsgespräch gefragt wurde, was meine Stärken sind, habe ich nicht ganz ehrlich geantwortet. Ich sagte, dass ich unter anderem sehr geduldig und außerdem ein Organisationstalent wäre. Das habe ich in einem Ratgeber gelesen und es klang gut. Nur stimmen tut es nicht ganz.“

„Oh, ich verstehe. Dann sollten wir uns wohl jetzt mal mit deinen echten Stärken auseinandersetzen, oder? Damit hast du dann eine bessere Grundlage für weitere Verhandlungen. Was hältst du denn davon?“

„Ja, das ist eine gute Idee! Denn die ganze Azubi-Betreuung ist wirklich nicht meins“, erwiderte er und nippte an seinem Kaffee.

Darum ist es so wichtig, die eigenen Stärken und Kompetenzen zu kennen

Tatsächlich ist mein Klient nicht allein in solch einer Situation. Die Frage nach den eigenen Stärken und Kompetenzen überfordert im Vorstellungsgespräch aber auch schon bei der Jobsuche oft so sehr, dass viele Bewerber:innen und Jobsuchende nicht ehrlich zu sich selbst oder zu anderen sind. Die Folgen können im Einzelfall fatal sein. Vor allem dann, wenn man durch eine inkorrekte Einschätzung in einem komplett falschen Job landet. Langfristig ist so Unzufriedenheit im Job beinahe schon vorprogrammiert.

Hier kommen drei sehr überzeugende Argumente, warum es so enorm wichtig ist, sich ehrlich und intensiv mit den eigenen Stärken auseinanderzusetzen.

GRUND NR. 1: Wenn du deine Stärken kennst, hast du viel bessere Chancen, berufliche Erfüllung zu finden.

Selbstverwirklichung und berufliche Erfüllung stehen heutzutage ganz oben auf der Liste von Arbeitnehmer:innen aber auch Selbstständigen. Das PERMA-Modell liefert als wissenschaftliches Modell vom Glück eine gute Vorstellung darüber, was uns Menschen im Job echte Erfüllung bringen kann. Einer der Punkte ist Engagement. Damit ist die Verrichtung einer Tätigkeit gemeint, die einem liegt und in der man aufgeht. Je mehr du über dich und deine Stärken weißt, desto eher wirst du dich für Jobs und auch Positionen entscheiden, die dir wirklich leicht von der Hand gehen und dich langfristig erfüllen.

Wenn du mehr über das PERMA-Modell erfahren möchtest, dann lies hier weiter.

GRUND NR. 2: Wenn du deine Stärken kennst, wirst du bei der Jobsuche und im Vorstellungsgespräch automatisch selbstbewusster.

Die Schwierigkeit, einen passenden Job zu finden, liegt nicht etwa darin, dass es ihn nicht gibt. Die Jobs gibt es. Die Herausforderung ist, herauszufiltern, welche der angebotenen und verfügbaren Stellenbeschreibungen tatsächlich zum individuellen Bewerberprofil passt – also zu deinen eigentlichen Stärken und Kompetenzen.

Je mehr du über dich selbst weißt, je besser du also dich selbst einschätzen kannst, desto wahrscheinlicher a) wirst du dich nur für Jobs bewerben, die wirklich zu dir passen, und b) desto einfacher tust du dir, von dir und deinen Qualitäten im Bewerbungsprozess zu überzeugen. Wie das Wort Selbstbewusstsein schon sagt, geht es hier um ein Bewusstsein über sich selbst.

Was ist der Unterschied zwischen Stärken und Kompetenzen?

Beide Begriffe lassen sich nur schwer scharf trennen und werden häufig als Synonyme verwendet. Unter Stärken werden oft Soft Skills und persönliche Fähigkeiten verstanden, wie z. B. Team- oder Kritikfähigkeit. Im beruflichen Kontext finden wir Kompetenzen unterteilt in Fachkompetenz, Methodische Kompetenz und Soziale Kompetenz.

Sich also intensiv mit sich selbst zu beschäftigen sowie mit den eigenen Stärken und Kompetenzen auseinanderzusetzen, wird dein Selbstvertrauen ganz natürlich pushen und dich näher zu einer angestrebten Zufriedenheit im Job führen.

GRUND NR. 3: Wenn du deine Stärken kennst und beruflich einsetzt, wirst du wahrscheinlich auch langfristig erfolgreicher sein.

Wer beruflich seinen persönlichen Stärken entsprechend eingesetzt wird und somit Aufgaben erledigt, die ihm:ihr leicht von der Hand gehen, der:die erledigt diese im Normalfall erfolgreicher als Tätigkeiten, die ihm:ihr nicht so sehr liegen. Das bedeutet, je besser du deine Stärken kennst und diese ausbaust und trainierst, umso besser wirst du deine beruflichen Aufgaben erfüllen und langfristig auch erfolgreicher sein.

Übrigens: Das Hauptaugenmerk von Positiver Psychologie liegt auf der Stärkung von Stärken. Wenn du mehr über das Thema erfahren möchtest, dann lies gerne hier weiter.

Wie lassen sich Stärken und Kompetenzen gut ermitteln?

Bestimmt fragst du dich nun: „Wie kann ich denn herausfinden, was meine wirklichen Stärken und Werte sind? Reicht dafür ein einfacher Test im Internet?“

Meine Antwort: Jein.

Zugegeben, im Netz lassen sich viele kostenlose Persönlichkeitstests und Analyse-Tools finden. Allerdings sind diese oft gar nicht so präzise, wie man vermuten mag. Meist geben sie lediglich eine grobe Richtung an.

In meiner Arbeit als Coach verwende ich oft die folgenden 3 Tools, die meine Klient:innen nachweislich näher ans sich selbst bringen und mit denen man ein besseres Stärken- und Werteprofil ermitteln kann.

9 Levels (Neun Werteebenen in Organisationen und Menschen)

Dieses diagnostische Analysetool basiert auf der Forschung von Clare W. Graves – eines amerikanischen Psychologie-Professors – und macht bestimmte Wertesysteme von Individuen, Teams und sogar ganzen Organisationen sichtbar und im nächsten Schritt auch nutzbar.

Durch die Bestimmung der 9 Levels kann bestehendes Wertebewusstsein identifiziert werden und durch gezielte Maßnahme auch verändert werden.

Es eignet sich hervorragend, um ganze Organisationseinheiten und sogar Unternehmensstrukturen zu analysieren und zielgerichtet zu trainieren.

Für dich als Arbeitnehmer:in oder Selbstständige:r hat dieses Analyse-Tool den Vorteil, dass du sowohl mehr über deine Stärken erfährst, als auch wie du in Organisationsstrukturen agierst und welche Werte für dich tatsächlich von Bedeutung sind. D. h., fühlst du dich eher wohl in autoritären Systemen oder strebst du mehr nach Unabhängigkeit? Wie wichtig sind Macht und Erfolg für dich – und in welcher Ausprägung? Wie kannst du deine Stärken und Werte weiterentwickeln?

Was ist ein Wertebewusstsein?

Ein Wertebewusstsein ist die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren, seine eigenen als auch fremde Werte zu erkennen und diese zu akzeptieren. Als wichtige Werte im beruflichen Kontext werden Respekt, Zuverlässigkeit, Kommunikationsfähigkeit, hohe Arbeitsmoral und Loyalität angesehen.

Durch die Arbeit mit dem 9 Levels-Tool haben meine Coachees die Möglichkeit, nicht nur sich selbst besser kennen und einschätzen zu lernen, sondern gleichzeitig herauszufinden, welche Unternehmensstrukturen für sie förderlich sind, um berufliche Erfüllung zu erreichen.

Das Reiss Motivation Profile®

Das Reiss Motivation Profile® ist ein zertifizierter Persönlichkeitstest, der es ermöglicht, mehr Klarheit, Orientierung, Bewusstsein und Erkenntnis sowohl im privaten als auch im beruflichen Rahmen zu erhalten.

Hier werden nicht nur persönliche Stärken herausgearbeitet, sondern auch die jeweilige Motivation dahinter. Mit dem Einsatz von verschiedenen Instrumenten zur Selbstreflexion werden individuelle Motivations-, Handlungs- und Antriebssysteme herausgearbeitet, die zu besserem Verständnis über sich selbst und zu mehr Klarheit und Erkenntnis führen.

Dieses Analysetool ist besonders empfehlenswert für alle, die sich im Status der beruflichen Neuorientierung befinden, etwas verändern möchten, aber nicht genau wissen, was einer beruflichen Veränderung bedarf.

Welcher Job passt wirklich zu mir? Wo kann ich meine Stärken so einsetzen, dass ich berufliche Erfüllung daraus ziehen kann? Wie kann ich mehr Klarheit über mich und meine beruflichen Wünsche erhalten? Dies sind typische Fragen meiner Coachees, die durch dieses Analyse-Tool beantwortetet werden.

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Gleichzeitig eignet sich dieses Tool auch bestens für Personalverantwortliche, um Stellenprofile mit Bewerberprofilen bestmöglich zu matchen.

Positive Leadership – PERMA Lead

Ein weiteres Instrument und Analysetool, das ich gerne bei meiner Arbeit als Coach in der Stärken- und Werte-Entwicklung nutze, ist das PERMA Lead-Konzept.

Hierbei durchleuchten wir die 5 entscheidenden Faktoren, die zur beruflichen Erfüllung und einem glücklichen (Berufs-) Leben führen.

Das PERMA Lead-Konzept wurde durch den Wirtschaftspsychologen Dr. Markus Ebner weiterentwickelt und basiert auf dem Wissenschaftlichen Modell des Glücks nach Seligman. Demnach gibt es fünf Bereiche, die besonders wichtig für die berufliche Erfüllung und ein langfristiges Empfinden von Zufriedenheit und Glück im Job sind.

Das PERMA Lead-Konzept

P – ermöglicht Positive Emotionen

E – fördert individuelles Engagement

R – schafft tragfähige Beziehungen (Relationships)

M – vermittelt Sinn in der Arbeit (Meaning)

A – macht Erreichtes sichtbar (Accomplishment)

Mit diesem Konzept werden individuelle Stärken, Kompetenzen und Werte von Mitarbeitern und ihr Potenzial entwickelt. Es wird von modernen Unternehmen in erster Linie in der Weiterentwicklung von Führungskräften eingesetzt. Allerdings eignet es sich auch gut, um als Arbeitnehmer:in die IST-Situation zu analysieren sowie Stärken und mögliche Hintergründe für eine Unzufriedenheit im Job herauszuarbeiten.

Mehr Informationen zum PERMA-Modell findest du in diesem Artikel.

Mein Fazit

Sich seiner Stärken, Kompetenzen und auch individuellen Werte bewusst zu sein, ist in unserer heutigen Zeit unerlässlich, um berufliche Erfüllung zu finden. Insbesondere wenn man einen beruflichen Neustart ansteuert, macht es Sinn, sich intensiv mit der IST-Situation zu befassen und herauszufinden, wohin der nächste Schritt in der beruflichen Reise gehen soll. Damit minimiert man das Risiko, sich nach einigen Jahren wieder in einer möglichen Unzufriedenheit im Job wiederzufinden. Im Internet findet man viele unterschiedliche Persönlichkeitstests und Analysetools, die kostenlos sind und mit denen man ein Stärken- oder Kompetenzprofil ermitteln kann. Dies kann als erster Schritt dienen, um eine grobe Richtung zu ermitteln. Wer sich allerdings ernsthaft mit dem eigenen Potential auseinandersetzen möchten, dem empfehle ich, in ein professionelles Coaching und wissenschaftlich belegte Analysetools zu investieren.

FAQs

Wie finde ich heraus, welche Stärken ich habe?

Das „9 Levels-Verfahren“ und das „Reiss Motivation Profile®“ eignen sich hervorragend, um mehr Klarheit über seine eigenen Stärken, Werte und Kompetenzen zu erlangen. Bei Fragen hierzu kannst du dir jederzeit einen Termin bei mir buchen.

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Was sind gute Beispiele für Stärken?

Individuelle Stärken, die in vielen Berufen von Vorteil sind, sind:

  • Stressresistenz
  • Kreativität
  • Lernbereitschaft
  • Überzeugungskraft
  • Kommunikationsfähigkeit

Sind meine Stärken trainierbar?

Ja, die meisten Stärken und Kompetenzen können durch gezieltes Training und bestimmte Maßnahmen ausgebaut werden. Wenn du beispielsweise eine Person bist, die nicht sehr belastbar oder stressresistent ist, und dies ändern möchtest, dann empfiehlt es sich, ein Resilienz-Training zu absolvieren. Aber auch alle anderen Stärken können trainiert werden. 

Welche sozialen Kompetenzen gibt es?

Gute Beispiele für soziale Kompetenzen sind:

  • Konfliktfähigkeit
  • Kritikfähigkeit
  • Integrationsfähigkeit
  • Einfühlungsvermögen und Empathie
  • Teamfähigkeit

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