Text mit Aufschrift "Quiet Quitting"

Quiet Quitting – Das sollten Mitarbeiter:innen und Unternehmen wissen

Durch ein TikTok-Video aus dem Jahre 2022, in dem ein amerikanischer Software-Entwickler seine Einstellung zur Arbeit neu definiert, startet ein echter Trend, der den Arbeitsmarkt reformieren soll. Unter dem Namen Quiet Quitting, was so viel wie stille Kündigung bedeutet, versteht man einen Motivationsrückgang der Mitarbeiter:innen, die nicht mehr als gefordert leisten.

Was genau hat es damit auf sich? Wo liegt der Unterschied zur inneren Kündigung? Und wie können Unternehmen darauf reagieren?

Dies und mehr in diesem Artikel.

  1. Was ist „Quiet Quitting“?

  2. Quiet Quitting und seine Anzeichen

  3. Quiet Quitting vs. innere Kündigung

  4. Quiet Quitting und beruflicher Neustart

  5. Quiet Quitting – eine echte Chance für Unternehmen

  6. Mein Fazit zum Quiet Quitting

1. Was ist „Quiet Quitting“?

Auf Deutsch bedeutet Quiet Quitting so viel wie die stille Kündigung. Studien zufolge betrifft dies 1 von 4 Mitarbeiter:innen in einem Unternehmen. Unter Quiet Quitting versteht man eine Arbeitseinstellung der Arbeitnehmer:innen, die weggeht von „Ich mache alles für das Unternehmen und identifiziere mich mit meinem Beruf/Job“ hin zu „Ich leiste nur noch Arbeit nach Vorschrift, übernehme keine Sonderaufgaben und/oder Überstunden und finde meine Erfüllung im Privatleben.“

Insbesondere bei jungen Generationen (Gen Z und Millennial) ist Quiet Quitting weit verbreitet. Als Auslöser werden fehlende Sinnhaftigkeit im Job und eine nicht leistungsgerechte bzw. geringe Entlohnung angegeben. Die jungen Generationen arbeiten, um zu leben, und nicht andersrum. Die wenigsten identifizieren sich über ihren Beruf, sondern finden echte Erfüllung im Privatleben. Sie wägen ab, ob sie etwa eine Überstunde leisten oder diese Zeit für ihre Familie oder in ein Hobby investieren.

2. Quiet Quitting und seine Anzeichen

Wer still kündigt, kündigt zwar nicht seinen Job, aber verändert durchaus seine Arbeitsmoral, seine Einstellung und damit sein Verhalten am Arbeitsplatz. Dies wird oft an folgenden Punkten deutlich.

- Entfremdung vom Team und Unternehmen

Ein häufiges Anzeichen für Quiet Quitting ist die Entfremdung der Mitarbeiter:innen vom Team oder gar Unternehmen. Insbesondere wird dies an Mitarbeiter:innen deutlich, die früher recht enge Kontakte zu Kolleg:innen pflegten und sich bei Team- und Unternehmensevents stets engagiert haben. Wenn du in deinem Team oder deiner Abteilung diesen Rückzug bei deinen Kolleg:innen oder gar bei dir selbst feststellst, dann könnte es sich hierbei um ein Anzeichen für Quiet Quitting handeln.

- Keine Übernahme von Sonderaufgaben oder Überstunden

Ein weiteres, sehr deutliches Anzeichen für Quiet Quitting ist der Rückgang beim Engagement der Mitarbeiter:innen. Demnach nehmen Menschen, die still kündigen, freiwillig keine Sonderaufgaben (mehr) an, leisten nur selten bis gar keine Überstunden und erledigen wirklich nur das, was in der Stellenbeschreibung steht. Das muss allerdings nicht heißen, dass sie eine schlechte Arbeit leisten. Ganz im Gegenteil: Die ihnen übertragenen Aufgaben werden im Rahmen der vereinbarten Arbeitszeit ordentlich und meist sehr gut erledigt. Die Bereitschaft allerdings, mehr zu tun, ist nicht vorhanden, sodass Menschen, die sich still und leise aus dem Unternehmensalltag entfernen, als gute Mitarbeiter:innen mit Grenzen angesehen werden können.

- Es werden mehr Forderungen gestellt

Nicht selten sind sich Mitarbeiter:innen im Quiet Quitting ihrer Stellung im Unternehmen sowie der Qualität ihrer Arbeit bewusst. Gleichzeitig haben sie ihre Einstellung zur Arbeit dahin gehend geändert, dass sie nun explizit Forderung stellen und nicht zu allem „ja und Danke“ sagen. Dies wird deutlich bei Gehaltsverhandlungen oder der Durchsetzung von Urlaubsansprüchen. Menschen, die still kündigen, identifizieren sich nicht über ihren Beruf, machen sich weniger Sorgen, einen anderen Job zu finden, und kommunizieren dies auch durch ihre Forderungen.

3. Quiet Quitting vs. Innere Kündigung

Häufig werden beide Begriffe synonym verwendet, denn die Anzeichen beider Konzepte ähneln sich stark. Einen kleinen, aber feinen Unterschied gibt es dennoch.

Eine innere Kündigung wird meist durch anhaltende Unzufriedenheit im Job verursacht. Arbeitnehmer:innen, die innerlich kündigen, sind schon oftmals an eine Grenze gelangt, an der sie entweder nur noch physisch am Arbeitsplatz anwesend sind oder gar schon krankheitsbedingt ausfallen bzw. gar nicht mehr als gefordert leisten können.

Wenn dich das Thema „Innere Kündigung“  tiefer interessiert, dann lies gerne in diesem Artikel weiter.

Bei Quiet Quitting kündigt der:die Mitarbeiter:in nicht innerlich, sondern zieht sich nur still und leise aus dem Unternehmensalltag zurück, ohne eine gänzliche Unzufriedenheit zu verspüren. Vielmehr ist es die Einstellung zur Arbeit, die sich geändert hat. Der Job hat einfach keinen sehr hohen Stellenwert mehr im Leben eines Angestellten und die Motivation, sich am Arbeitsplatz zu entfalten und weiterzuentwickeln, geht zurück.

ACHTUNG: Quiet Quitting und somit eine bewusste Änderung der Einstellung zur Arbeit kann auch auf einen Bewältigungsmechanismus im Zusammenhang mit Burn-out hindeuten. In diesem Fall nutzen Mitarbeiter:innen Quiet Quitting, um präventiv zu handeln und eben nicht an ihre Belastungsgrenze zu gelangen. Mehr Informationen zu Burn-out und beruflichem Neustart findest du hier.

4. Quiet Quitting und beruflicher Neustart

Quiet Quitting kann für viele Arbeitnehmer:innen auch der Anfang sein, um sich mit einer beruflichen Neuorientierung auseinanderzusetzen.

Wie bereits gesagt, wird Quiet Quitting oftmals bei Mitarbeiter:innen festgestellt, die zuvor gerne, viel und motiviert gearbeitet haben und aufgrund von fehlender Sinnhaftigkeit oder Unzufriedenheit mit der Entlohnung nun die Handbremse anziehen und Dienst nach Vorschrift erledigen.

Solltest du selbst zu dieser Gruppe von Mitarbeiter:innen gehören, dann kann es durchaus sein, dass sich mit einer gewissen Zeit eine Langeweile oder Unterforderung in deinem Job erkennbar macht. Denn nicht alle möchten und können nur das Minimum an Arbeitsleistung erbringen. Viele Arbeitnehmer:innen, die sich eine Zeit lang im Quiet Quitting aufhalten, orientieren sich beruflich neu, bilden sich in ihrer Freizeit weiter, starten ein Side-Business oder reflektieren ihre Entwicklungsmöglichkeiten in einer anderen Branche oder Firma.

5. Quiet Quitting – eine echte Chance für Unternehmen

Auch wenn Quiet Quitting auf den ersten Blick als ein negativer Aspekt von Unternehmen betrachtet wird, so birgt dieser Trend echte Chancen für Arbeitgeber und Firmen.

Insbesondere wenn es von Mitarbeiter:innen als eine Präventionsmaßnahme zu Burn-out ausgeübt wird, sollten Arbeitgeber dankbar für diese Änderung der Arbeitsmoral ihrer Arbeitnehmer:innen sein. Ein gesundes Unternehmen lebt nur von gesunden Mitarbeiter:innen. Wenn deine Mitarbeiter:innen also eigenverantwortlich die Handbremse ziehen und sagen „bis hierhin und nicht weiter“, dann solltest du als Arbeitgeber das wertschätzen und unterstützen.

Gleichzeitig sollten Unternehmen allerdings auch ihre Arbeitsbedingung reflektieren und Arbeitsweisen hinterfragen. Denn je mehr Quiet Quitter im Unternehmen verzeichnet werden, umso mehr Rückschlüsse kann man auf bestehende Strukturen ziehen und diese zum (gesundheitlichen) Wohle des Arbeitnehmers anpassen.

Des Weiteren müssen Unternehmen, um langfristig als angesehener Arbeitgeber am Markt bestehen zu bleiben, Quiet Quitting annehmen und dem Trend nachhaltig entgegenwirken. Lohnanpassungen, Mitarbeiterbindung und -förderung sowie zeitgemäße Arbeitsplatzgestaltung, wie Remote, Hybrid oder Homeoffice, spielen dabei eine große Rolle. Dabei aktiv in die Mitarbeitergespräche zu gehen, kann vieles in der Unternehmenskultur verändern und gegebenenfalls sogar zur Mitarbeiterzufriedenheit, Motivation und Produktivitätssteigerung beitragen.

6. Mein Fazit

Wir leben nun einmal in einer Welt, die von Digitalisierung und Globalisierung vorangetrieben wird. Dass sich der Arbeitsmarkt und auch die Arbeitsplatzgestaltung früher oder später ändern, war abzusehen. Insbesondere vor dem Hintergrund des anhaltenden Fachkräftemangels sollte Quiet Quitting von Unternehmen nicht nur als ein kleiner Trend angesehen werden. Vielmehr sollten Arbeitgeber hellhörig werden und Quiet Quitter in ihren Reihen als eine echte Chance zur Verbesserung von Arbeitsstrukturen heranziehen. Wenn du als Arbeitnehmer:in für dich die Entscheidung getroffen hast, dass du eine gesunde Grenze zur Arbeit ziehen möchtest und deine persönliche Erfüllung außerhalb des Berufs findest, dann ist das doch super. Deine Arbeitsleistung muss nicht darunter leiden, und wenn Quiet Quitting dein allgemeines Wohlbefinden positiv beeinflusst oder es dich gar in eine ganz neue berufliche Richtung bringt, dann warum nicht?

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