Resilienz ist nicht erst seit der Corona-Krise ein heißes Thema in Führungsetagen und Unternehmen. Bereits 2017 wurde von der ISO (International Organization for Standardization) eine Richtlinie zur Förderung von Resilienz in Organisationen verfasst, die als Leitfaden dienen soll und neben einer Analyse der IST-Situation auch wertvolle Ansätze zur Förderung von Resilienz in Unternehmen bietet.
Im deutschsprachigen Raum zählt Prof. Dr. Jutta Heller als eine Expertin auf diesem Gebiet. In einem Artikel von 2018 für die Wirtschaftspolitischen Blätter der Wirtschaftskammer Österreich übersetzte und erläuterte sie die DIN ISO 22316.
In diesem Blog-Artikel gehe ich zusammenfassend auf die wichtigsten Ansätze aus der ISO Norm ein, um damit nochmals die Wichtigkeit dieses Themas in der heutigen Zeit zu unterstreichen. Wer gerne grundlegende Informationen erhalten möchte, welche Rolle Resilienz auf der persönlichen Ebene spielt, dem:der empfehle ich, hier weiterzulesen: „Resilienz als Teil der Positiven Psychologie“
Resilienz im unternehmerischen Kontext
Wenn Corona & Co. uns etwas gelehrt haben, dann ist das die Bedeutsamkeit von Anpassungsfähigkeit und Flexibilität, und zwar nicht nur in privaten, sondern auch in wirtschaftlichen Belangen. Die ISO definiert Resilienz in Organisationen, als die Fähigkeit von Unternehmen und Organisationen, auch bei plötzlich auftretenden inneren und äußeren Veränderungen, Chancen und Risiken widerstandsfähig zu begegnen und weiterhin zielgerichtet zu agieren. Demnach ist eine resiliente Organisation eine belastbare Organisation.
9 Handlungsfelder der ISO-NORM für Resilienz in Organisationen
Die ISO formulierte in ihren Richtlinien neun Resilienz fördernde Empfehlungen, die eine Organisation widerstandsfähiger machen. Wie und in welchem Ausmaß ein Unternehmen diese befolgt, bleibt natürlich ihm selbst überlassen. Die Empfehlungen lauten wie folgt:
- Vision und Ziele: Der Nutzen des Resilienz-Managements ist auf allen Hierarchiestufen bekannt und wird über gemeinsame Ziele, Visionen und Werte abteilungsübergreifend gelebt.
- Interne und externe Systeme: Es herrscht ein grundlegendes Verständnis für das Umfeld, in dem eine resiliente Organisation agiert, im Rahmen dessen die Organisation die Systeme beeinflusst und mitkreiert.
- Führungskultur: Resiliente Organisationen führen effektiv und ermutigend, auch und insbesondere in Zeiten von Veränderung und Unsicherheit.
- Organisationskultur zur Förderung von Resilienz: Positive Einstellungen und Verhaltensweisen, sowie Werte und Überzeugungen, die Resilienz fördern, werden durchgehend gelebt und sind ein fester Bestandteil der Organisation.
- Durchgängige Wissensteilung und Information: Eine Organisation, die auf Steigerung und Förderung von Resilienz bedacht ist, teilt Wissen und Informationen intern und implementiert eine positive Fehlerkultur. Dem Lernen aus Erfahrungen und ggf. dem Fehlermachen wird ein hoher und positiver Stellenwert beigemessen.
- Ressourcenverfügbarkeit: Resiliente Organisationen sind in der Lage, interne Schwachstellen zu erkennen und diesen durch die Entwicklung von Ressourcen, wie bspw. Technologien, qualifizierten Mitarbeiter:innen oder Analgen, zu begegnen, was ihnen eine schnellere Reaktion bei sich ändernden Umständen ermöglicht.
- Unternehmensbereiche sind koordiniert: Abteilungen und Unternehmensbereiche arbeiten gemeinsam an der Erreichung der strategischen Ziele der Organisation. Es werden notwendige Bereiche entwickelt und koordiniert, wie z. B. Krisenmanagement, HR, QR, u. a.
- Förderung einer kontinuierlichen Verbesserung: Evaluationen werden begrüßt und Erfahrungen sowie Fehler genutzt, um aus ihnen zu lernen und daraus Chancen abzuleiten und sich als Organisation weiterzuentwickeln.
- Antizipationsfähigkeit für Veränderungen: Vorschauendes Handeln und angemessene Reaktion auf anstehende Veränderungen zeichnen resiliente Organisationen aus.
Herausforderungen bei Förderung von Resilienz
Unter der Prämisse einer globalen und komplexen Umwelt, in der Organisationen und Unternehmen agieren, spielen zwei Faktoren eine wichtige Rolle. Dazu zählt zum einen eine starke Sicherheit (auch psychologisch), die es Unternehmen ermöglicht, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und präventiv zu handeln. Der andere Faktor ist Flexibilität, die benötigt wird, um auf Veränderung so reagieren zu können, dass im Falle einer Krise oder spontanen Ereignissen das Kern- und Tagesgeschäft weiterhin ausgeführt werden kann. Jutta Heller spricht in ihrem Artikel in diesem Zusammenhang von Komplexität als Nährboden für Kreativität, der genutzt werden sollte, um neue Ansätze und Lösungen zu finden. Gut ausgebildete Mitarbeiter in Führungspositionen, mit einem sehr großen Handlungs- und Entscheidungsspielraum haben hierbei eine Schlüsselposition.
Grundsätzlich sollten Unternehmen und Organisationen auf Folgendes achten, wenn sie die Resilienz und damit ihre Widerstandsfähigkeit stärken wollen:
- Eine positive Fehlerkultur in den Unternehmensalltag zu integrieren und Fehler nicht zu ignorieren, sondern sie als Frühwarnsystem zu betrachten, ist ein entscheidender Punkt zur Förderung von Resilienz.
- Eine gute und klare Kommunikation ist das A & O. Dazu zählen sowohl die Wissens- und Informationsweitergabe als auch der Umgang mit und die Interpretation von schlechten Nachrichten. Als Basis dazu dient eine Kultur von Respekt und Kooperation auf allen Ebenen der Organisation und mit allen beteiligten Interessengruppen – und zwar abteilungs- und hierarchieübergreifend.
- Eine Organisation ist so stark wie ihr schwächstes Glied. Hierbei kommt die Aufmerksamkeit auf die Softskills der Mitarbeiter:innen und insbesondere der Führungskräfte, was Teamfähigkeit, psychische Belastbarkeit und Kommunikationsfähigkeit betrifft. Ein angenehmes Arbeitsklima, in dem sich alle Beteiligten wohlfühlen und auf Augenhöhe kommunizieren, ist sehr förderlich für Resilienz in Unternehmen.
- Selbstorganisation verbunden mit Vertrauen, Zutrauen und Verantwortungsübernahme ist entscheidend für die Erhöhung der Flexibilität. Hier kommt es wiederum auf die Entwicklung eines positiven Miteinanders und einen ermutigenden Führungsstill Der Einsatz von Mitarbeiter:innen in verschiedenen Abteilungen und Arbeitsprozessen kann zu neuen Ideen und Strukturen in Organisationen und Unternehmen führen, sowie die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und Kommunikation stärken.
- Kooperierendes Handeln auf allen Ebenen hat enormen Einfluss auf die Sicherheit und Flexibilität einer Organisation. Ein Unternehmen, das bzw. eine Organisation, die als Einheit nach innen und außen agiert, Abteilungen und Hierarchieebenen zusammen (und nicht gegeneinander) arbeiten und Prozesse stetig evaluiert und angepasst werden, kann als widerstandsfähig und resilient bezeichnet werden.
Die Umsetzung jeglicher Maßnahmen, die in Unternehmen und Organisationen durchgeführt werden, und auch ihr Erfolg liegen letztendlich aber dann doch wieder an den Menschen, also Mitarbeiter:innen und Führungskräften, die in einem Unternehmen tätig sind. Je resilienter die Einzelakteure sind, desto häufiger werden sie Resilienz fördernde Entscheidungen treffen. Wie du als Fach- und Führungskraft deine persönliche Resilienz aufbauen bzw. weiterentwickeln kannst, findest du in diesem Artikel: „Wie du als Fach- und Führungskraft deine Resilienz stärken und weiterentwickeln kannst“. Des Weiteren hast du dort auch die Möglichkeit, dir ein Arbeitsbuch zur Resilienz als E-Book herunterzuladen, und bekommst Tipps zur Stärkung von Resilienz am Arbeitsplatz, die du als Fach- oder Führungskraft direkt umsetzen kannst.
Wenn dich ein moderner Führungsstill interessiert, der auf dem PERMA-Modell aufgebaut ist und zur Förderung von Resilienz beiträgt, dann lies gerne hier weiter: „5 Tipps für dich als Führungskraft, die du direkt umsetzen kannst“