Erschrockenes Kind vor gelben Hintergrund

Warum alle Emotionen wichtig sind und wo die Herausforderung liegt

Positive Psychologie im Privat- und Berufsleben

Es ist naheliegend, zu denken, dass Positive Psychologie sich nur mit den positiven Gefühlen beschäftigt und die negativen Gefühle außer Acht lässt. Genauso wird auch oft davon ausgegangen, dass positive Psychologie nichts Anderes ist, wie positives Denken, wodurch dieses Fachgebiet schnell von Unwissenden in die Ecke der Esoterik verfrachtet wird. Aber weit verfehlt. Positive Psychologie ist eine Wissenschaft und sie betrachtet tatsächlich alle Emotionen, die Menschen fühlen, auch die negativen.

Welche positiven Emotionen kennen wir?

Es wird dich vielleicht überraschen, aber tatsächlich ist es einfacher, negative Emotionen zu benennen als positive. Mache gerne ein schnelles Experiment: Stoppe kurz die Zeit, wenn du kannst. Nimm dir 1 Minute und denke an 5 positive Emotionen und an 5 negative Emotionen. Und Stopp. Hand aufs Herz, welche Emotionen kamen dir schneller in den Sinn? Genau. Die negativen oder?

Evolutionsbedingt bleiben negative Emotionen länger in unserem Gedächtnis verankert, das Denken verschärft sich, wir nehmen mehr Details wahr und dieser sogenannte „Überlebensmodus“ bewirkt, dass wir schneller und konzentrierter nach einer Lösung des Problems suchen. Denn negative Emotionen bedeuten in erster Linie Gefahr und verursachen Stress. Wir empfinden sie als unangenehm und wollen uns ihrer am liebsten entledigen oder sie geben uns einen Extra-Schub an Energie. Ganz nach dem Motto „run or fight“. Dazu zählen Emotionen, wie z. B. Angst, Wut, Nervosität aber auch Ungeduld. Wir haben alle schon einmal diese Emotionen gefühlt, oder? Eine weitere Art von negativen Emotionen sind diejenigen, die wir zwar auch als unangenehm empfinden, die uns aber nicht in einen Überlebensmodus schicken und damit auch nicht aktivierend wirken. Das sind negative Emotionen wie z. B. Langeweile, Traurigkeit, Enttäuschung oder Hilflosigkeit. Sie sind unangenehm, können lange anhalten und führen nicht unbedingt zu einer Stressreaktion des Körpers, aber sie deprimieren und ziehen uns Energie ab. Wir sind weniger belastbar, fühlen uns schwerfällig, die Konzentrationsfähigkeit und Motivation nehmen ab.

So, nun aber zu den positiven Emotionen. In dem Experiment von vorhin: Wie viele sind dir da eingefallen? Vielleicht 3 oder 4? Laut empirischen Untersuchungen, u. a. von der amerikanischen Psychologin und Expertin, wenn es um das Thema Positive Psychologie und Emotionen geht, Barbara Fredrickson, gibt es mehr als 10 positive Emotionen, die wir regelmäßig erleben und wahrnehmen. Das sind z. B. Liebe, Stolz, Dankbarkeit, Anerkennung, Interesse, Gelassenheit, Vertrauen, Lust, Hoffnung oder Freude. Auch hier können wir wieder eine einfache Unterscheidung vornehmen. In positive Emotionen, die unseren Körper aktivieren und uns motivieren, wie z. B. Lust, Hoffnung oder Anerkennung, und diejenigen, die uns eher deaktivieren, also beruhigen bzw. „runterfahren“, wie z. B. Gelassenheit, Geborgenheit oder Dankbarkeit. In jedem Fall fühlen wir uns gut.

Die Liste der positiven Emotionen ist, ebenso wie vorhin bei den negativen Emotionen, unvollständig. Und je nach Individuum und Lebenssituation erleben wir manche davon öfter wie andere. Und hier ist auch der Knackpunkt.

Worin liegt die Herausforderung?

Alle Emotionen haben ihre Vorteile, wie wir sehen auch die negativen. Nicht umsonst gibt es auch einen positiven Stress, den wir brauchen, um motiviert an Aufgaben heranzugehen und konzentriert zu arbeiten. „Ohne Regen kein Sonnenschein“, wie ein altes Stichwort besagt. Negative Emotionen sind im Maße ein guter Motivator für neue Ideen und oft bessere Lösungsfähigkeit. Wenn wir ihnen allerdings dauerhaft oder zu lange ausgeliefert sind, dann haben sie negative Auswirkungen auf unseren Körper und im Zweifelsfall auch auf unser Leben bzw. Lebensqualität und Gesundheit. Positive Gefühle hingegen relativieren die Auswirkungen der negativen Gefühle. Sie sind förderlich für unsere menschliche Gesundheit, steigern Kreativität, wirken sinnstiftend und zufriedenstellend. Ihre Auswirkungen auf unseren Organismus sind in der Regel langfristiger, sie helfen uns, zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen und aufrechtzuerhalten und uns weiterzuentwickeln.

In der Ausgewogenheit und Balance unserer Gefühlswelt liegt also einer der Schlüssel zu einem glücklichen und erfüllten Leben. Und in der Fähigkeit, positive Gefühle wahrzunehmen, zu benennen und zuzulassen. Oft wird die emotionale Intelligenz unterschätzt und in der Kindheit nicht ausreichend gefördert. Wir sind es eher gewohnt, auf einen negativen Status hinzudeuten als auf einen positiven. Aber auch hier mache gerne einen anderen schnellen Selbsttest. Auf die Frage: „Wie gehts?“, hast du da schon einmal geantwortet: „Oh, ich bin echt sauer/schlecht gelaunt/genervt/wütend, weil …“? Bestimmt, oder? Im Normalfall sprechen wir über Probleme mit Freunden oder Familie bzw. reden uns den Frust von der Seele, was auch gut ist. Aber jetzt die andere Seite der Medaille: Wie häufig hast du auf die Frage „Wie gehts?“ Folgendes geantwortet: „Ich bin dankbar/glücklich/entspannt/zufrieden, weil …“? Oder sagst du im Normalfall nur: „Danke, mir gehts gut“?

Positive Psychologie beschäftigt sich mit allen Emotionen und kann dabei unterstützen, die eigenen Gefühle und Gefühle der anderen angemessen wahrzunehmen, zu benennen und darauf entsprechend zu reagieren. Und dies kann auch beruflich in allen Unternehmensbereichen von Vorteil sein, bei denen Menschen miteinander interagieren. Übrigens nicht nur im sozialen Bereich, sondern auch im wirtschaftlichen, wie z. B. Vertrieb, Verkauf, Marketing oder Kundenberatung.

Was übrigens noch, abgesehen von dem häufigen Erleben von positiven Emotionen, dazu führen kann, dass wir ein erfülltes und glückliches Leben führen, erfährst du genauer im Artikel „5 Tipps für dich als Führungskraft, die du direkt umsetzen kannst (PERMA-MODELL)“, in dem das PERMA-Modell, auch das wissenschaftliche Modell des Glücks, von Martin Seligman näher erläutert wird.

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