Job Crafting: Arbeitsplatz mit unterschiedlichen Materialen (Laptop, Farbpaletten, Notizblock, Maus, Brille etc.)

Job Crafting – was ist das? Und was bedeutet das für Unternehmen und ihre Mitarbeiter:innen?

Positive Psychologie & Arbeitswelt 4.0

Als Coach für beruflichen Neustart ist es mir nicht nur ein persönliches, sondern auch ein berufliches Anliegen mit meinen Klient:innen die bestmöglichen Voraussetzungen zu erörtern, um ein erfülltes (Arbeits-) Leben zu erschaffen. Zum einen geht das über den individuellen Weg, d. h. im individuellen Coachingprozess, zum anderen über Information zu Arbeitsbedingungen und den Einfluss von Positiver Psychologie auf Unternehmen und Organisation. Wie ich bereits in einigen Artikeln erwähnt habe, ist Positive Leadership basierend auf dem PERMA-Modell von Seligman ein moderner Ansatz in der Führungskultur, der zu mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz und besserer Mitarbeiterbindung führt.

Job Crafting ist ein weiterer Ansatz, der sowohl mehr Erfüllung im Berufsleben verspricht als auch u. a. von der Initiative Gesundheit und Arbeit als eine sinnvolle Maßnahme zur Steigerung und Prävention von Gesundheit am Arbeitsplatz dient. Ein weiterer Grund also, warum sich Mitarbeiter:innen und vor allem Führungskräfte mit diesem Thema auseinandersetzen sollten.

Job Crafting – was ist das?

Job Crafting ist ein wissenschaftlich fundiertes Modell, das 2001 zum ersten Mal in einer Veröffentlichung der Organisationspsychologinnen Jane Dutton und Amy Wrzesnieswski erwähnt wurde. Beim Job Crafting geht es im Grunde genommen darum, dem Mitarbeitenden die Möglichkeiten zu geben, seinen:ihren Arbeits- und Aufgabenbereich eigenständig so zu gestalten, dass dieser den individuellen Bedürfnissen, Fähigkeiten und

Wünschen gerecht wird. D. h., im Optimalfall ist der Mitarbeitende (unabhängig seiner Stellung und seiner Aufgabenbereiche) in der Lage, selbstbestimmt und aus eigener Motivation heraus seine Aufgaben und Arbeitsbereiche so zu formen, dass sie ihn:sie im höchsten Grade erfüllen, zufriedenstellen und neu motivieren. Dadurch sind bessere Arbeitsergebnisse, höhere Bindung an das Unternehmen und erhöhte Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit zu erwarten. Welchen Einfluss der wahrgenommene Sinn seiner:ihrer Arbeitstätigkeit auf die Zufriedenheit und das Glücksempfinden hat, wird auch sehr gut im PERMA-Modell von Seligmann erläutert.

3 Formen von Job Crafting

Es werden drei Formen von Job Crafting unterschieden:

  • Crafting der Arbeitsaufgaben, also das Umgestalten der Anzahl und Aufgaben, sodass der Mitarbeitende z. B. hauptsächlich Aufgaben ausführt, die zu seinen:ihren Fähigkeiten passen.

 

  • Crafting der Arbeitsbeziehungen, h., die Interaktionen zwischen beliebten Kollegen und Kolleginnen werden intensiviert und können u. a. so die Teamzusammengehörigkeit und Zufriedenheit steigern.

 

  • Crafting der arbeitsbezogenen Gedanken, was nichts anderes bedeutet als einen Shift in der Wahrnehmung seiner Aufgaben, so dass einem die Bedeutung und Wichtigkeit seiner Leistungen bewusst wird.

 

Diese drei Formen von Job Crafting kommen dem PERMA-MODELL sehr nahe, bei dem es unter anderem um die positive Wahrnehmung der eigenen Aufgaben und ihrer Sinnhaftigkeit sowie Stärkung von zwischenmenschlichen Beziehungen am Arbeitsplatz geht.

Möglichkeiten des Job Craftings

Job Crafting funktioniert auf zwei grundlegenden Ebenen. Auf der kognitiven Ebene werden die Aufgaben gedanklich eingeordnet und auf der verhaltensbasierten Ebene ausgeführt. Dabei gibt es zwei Motivationen: das Approach Crafting, bei dem es um das Erreichen eines positiven Zustandes geht. Und die andere Richtung: das Avoidance Crafting, bei dem ein negativer Zustand vermieden wird. Hier ein paar direkte Beispiele:

 

Approach Crafting – verhaltensbasiert:
„Michaela gestaltet ihren Aufgabenbereich aktiv und wählt die Aufgaben aus, bei denen sie ihre Fähigkeiten am besten einsetzen kann.“

 

Approach Crafting – kognitiv:
„Der Techniker Max sieht sich nicht nur als Techniker, sondern vielmehr als Erfinder, woraus er eine höhere Motivation bei der Erledigung seiner Aufgaben zieht.“

 

Avoidance Crafting – verhaltensbasiert:
„Max delegiert nach Möglichkeit Aufgaben, bei denen er nicht seine Fähigkeiten nutzen kann oder investiert weniger Energie/Zeit in deren Erledigung.“

 

Avoidance Crafting – kognitiv:
„Michaela schafft gedanklich eine emotionale Distanz zu Aufgaben, die sie weniger gerne erledigt bzw. die ihre Fähigkeiten nicht zielgenau treffen.“

 

In der Literatur werden die Möglichkeiten des Job Craftings noch weiter in Ressourcen und Anforderungen unterteilt. Wer tiefer in dieses Thema eintauchen möchte, dem:der empfehle ich die sehr ausführliche Zusammenstellung der iga zu diesem Thema.

Herausforderungen für Unternehmen

Im Zeitalter eines Fachkräftemangels und der Digitalisierung wünschen sich Unternehmen motivierte Mitarbeiter, die mitdenken und eigenständig die ihnen zugeteilten oder selbst gewählten Aufgaben bewältigen. Hierarchieebenen werden flacher, in manch einem Unternehmen verschwinden sie gänzlich. Neue Ansätze werden verfolgt und auch neue Führungsstile sind erwünscht.

Damit Job Crafting gut funktioniert, müssen Handlungsspielräume geschaffen werden, notwendige Arbeitsressourcen zur Verfügung gestellt werden und/oder Arbeitsanforderungen angepasst werden. Nicht selten ist das mit Umstrukturierungen auf der Organisationsebene verbunden, aber auch die Team- und Führungsebene ist gefragt. Job Crafting verfolgt das Ziel, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter:innen gerecht werden. Das wiederum hat nicht zwangsläufig den Unternehmenserfolg im Fokus. Unternehmen und Organisationen stehen also vor der Herausforderung, ein sinnvolles Gleichgewicht zwischen den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter:innen und den Unternehmenszielen zu gewährleisten.

Herausforderungen für die Mitarbeiter:innen

Job Crafting steigert die Zufriedenheit, gibt Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, ihren Arbeitsalltag nach individuellen Bedürfnissen zu gestalten und stellt sie damit auch das eine oder andere Mal vor persönliche Herausforderungen. Selbstbestimmtes Arbeiten gibt Freiheiten und fordert gleichermaßen. Wer bislang gar keinen oder nur wenig Handlungsspielraum in seiner:ihrer Position erlebt, der:die wird sich ggf. in einer neuen Rolle positionieren und/oder erst finden müssen. Selbstorganisation, eigenverantwortliches Denken und Handeln sowie ein reflektierendes Verhalten sind Fähigkeiten, die wir alle in uns tragen, die aber möglicherweise nicht entsprechend gefördert worden sind. Auch das muss ggf. wieder neuerlernt und trainiert werden. Hinzu kommt auch das Wissen um eine:n selbst: Wer sich seiner:ihrer eigenen Stärken noch nicht bewusst ist, darf sich zunächst mittels geeigneter Tools im Job Crafting sich seiner selbst noch bewusster werden.

 

Meine Empfehlung
Alles in einem ist Job Crafting ein ausgeklügeltes Konzept, um die mentale Gesundheit und Zufriedenheit von Mitarbeiter:innen zu stärken oder Teamwork neu zu leben. Es hat durchaus positive Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen. Grundsätzlich kann Job Crafting in jeder Position und in jedem Bereich eingesetzt werden. Herausforderungen bei der Umstellung treten auf allen Ebenen auf und können durch Trainer, Coaches und Mentoren begleitet werden.

Wenn du Fragen zu diesem Thema hast und dir professionelle Unterstützung wünschst, dann schreibe mir gerne. Zusammen können wir erörtern, ob und wie ich dich bei deinem beruflichen Vorankommen unterstützen kann. Das Angebot richtet sich auch an alle Unternehmen, die sich Unterstützung auf der Teamebene oder in der Führungskräfteriege wünschen.

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