Resilienz im Beruf: Junger Mann sitzt nachdenklich am Schreibtisch vor dem Laptop

Resilienz im Beruf – 5 Stressverstärker, auf die du achten solltest

5 Stressverstärker - Kennst du sie?

Wie ich bereits in einem früheren Artikel erwähnt habe, gibt es bestimmte Stressoren, die wir im Berufsalltag erleben und die dauerhaft zu gesundheitlichen Problemen führen können.

Sich ein starkes Nervenkostüm zuzulegen, also ein gutes Level an Resilienz zu haben, hilft ungemein im Umgang mit Stress.

Unter Resilienz versteht man die Herangehensweise an stressige Situationen, also den Grad, wie sehr man von bestimmten Stressoren (Reizen) überhaupt gestresst werden kann.

Resilienz ist erlernbar und trainierbar. Und da Stress zu einem festen Bestandteil unseres täglichen (Arbeits-) Lebens geworden ist, brauchen wir zwangsläufig gute Strategien, damit wir gesund und entspannt durch den Berufsalltag kommen.

Stress lauert überall. Dessen sind wir uns bereits bewusst. Doch wir sind Stress nicht hilflos ausgeliefert. In diesem Artikel stelle ich dir 5 Denkansätze vor, die Stress besonders verstärken. Dadurch kannst du für dich herausfinden, welche von diesen Stress-Verstärkern du unbewusst in deinem Berufsalltag verwendest und wie du durch einen Mindset-Shift langfristig weniger Stress im Job erlebst.

Vermeide diese 5 Stress-Verstärker!

In den folgenden Ausführungen stelle ich dir 5 Glaubenssätze vor, die Stress verstärken. In erster Linie handelt es sich um Erwartungen, die wir an uns selbst haben. Diese sind erlernt und tief im Unterbewusstsein verankert.

Ich orientiere mich in diesem Artikel an der Arbeit von Prof. Dr. Gerd Kaluza, einem psychologischen Psychotherapeuten, der in der individuellen und betrieblichen Gesundheitsförderung tätig ist.

Stress-Verstärker Nr. 1: „Sei perfekt!“

Hast du eine:n Perfektionisten:in in deinem Freundes- oder Familienkreis? Oder bist gar selbst eine:r? Perfektionistisch veranlagte Personen erleben Stress oft stärker als andere. Das liegt daran, dass sie sich meist extra stark ins Zeug legen, um eine Aufgabe zu erledigen, und sich dadurch selbst mächtig unter Druck setzen, was wiederum neuen Stress verursacht.

Zwar ist eine Detailgenauigkeit und höchste Perfektion nicht per se etwas Schlimmes und für manche Aufgaben auch tatsächlich erforderlich, doch in der Regel reichen tatsächlich 80 % aus, um eine Aufgabe zufriedenstellend zu erledigen.

Außerdem ist es häufig gar nicht möglich, eine Aufgabe „perfekt“ auszuführen. Lehrer:innen und Künstler:innen erleben das täglich. Jede Unterrichtsstunde kann „noch besser“ vorbereitet werden und so manches Kunstwerk ist in den Augen des Künstlers nie wirklich vollendet. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass wir Menschen sind und als solche nicht dafür geschaffen, perfekt zu sein. Im beruflichen Alltag kommt noch hinzu, dass man nur ein bestimmtes Zeitkontingent für die Fertigstellung zur Verfügung hat, in dem es meist einfach unrealistisch ist, etwas perfekt zu machen.

Deswegen: Hinterfrage deinen Sinn für Perfektionismus, wenn du merkst, dass dich eine Aufgabe zu sehr stresst und dir Energie raubt. Ist es wirklich so notwendig, 130 % zu geben, oder reichen 80 %, um zufriedenstellende Ergebnisse zu liefern? UND: Anstelle „Sei perfekt!“ zu denken, wie wäre es, wenn du dir erlaubst, einfach nur „das Beste in der vorgegebenen Zeit zu (er)schaffen“?

Dieser Artikel könnte dich auch interessieren: Das Pareto-Prinzip – mit 80/20 schneller, entspannter und glücklicher ans Ziel kommen

Stress-Verstärker Nr. 2: „Sei beliebt!“

Es ist ein ganz normales menschliches Bedürfnis, Teil einer Gruppe oder Gemeinschaft zu sein, dazuzugehören und Anerkennung für Hilfe, Unterstützung oder die eigene Leistung zu erhalten.

Doch Vorsicht: Wer stets das Wohl anderer über das eigene stellt, läuft Gefahr, ausgenutzt zu werden und anderen Menschen Unmengen an Energie zu widmen. Denn ein ständiges „Ja“ zu anderen kann im Umkehrschluss ein „Nein“ zu sich selbst und seinen eigenen Bedürfnissen sein. Der erlebte Stress wird dadurch oft verstärkt.

Im beruflichen Kontext erleben wir es häufig, dass es Kolleg:innen gibt, die immer und gern aushelfen. Oft meiden sie Konflikte und möchten es am liebsten allen recht machen. Bist du auch so?

Beliebt zu sein, ist schön und gut. Doch genauso wichtig ist es, gesunde Grenzen setzen zu können. Und das auch auf die Gefahr hin, dass möglicherweise ein Konflikt entsteht oder man für seine Entscheidung nicht gemocht wird.

Das eigene Wohl und seine eigenen Kapazitäten zu respektieren, ist nämlich mindestens genauso wichtig, wie beliebt zu sein. Erlaube es dir also ruhig mal, dich selbst an die erste Stelle in deinem Leben zu setzen, und beobachte, wie der erlebte Stress sich verringert.

Stress-Verstärker Nr. 3: „Sei stark!“

Bei manchen Menschen ist der Wunsch nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit so groß, dass sie am liebsten jede Aufgabe alleine und ohne Hilfe anderer erledigen möchten.

Im beruflichen Kontext bedeutet das, dass man ungern Aufgaben an andere abgibt oder alle auftretenden Probleme selbst lösen möchte. Solange man die notwendigen Kapazitäten hat und es auch ohne Stress alleine erledigen kann, ist alles in Ordnung.

Doch sobald eine Person merkt, dass die Kapazitäten eben nicht ausreichen, wird der erlebte Stress durch den Wunsch, alles alleine machen zu wollen, noch um ein Vielfaches multipliziert. Und dauerhaft kann dies zu einer echten Belastung werden.

Bedenke: Hilfe anzunehmen, ist für viele nicht einfach. Oft tragen wir den Glaubenssatz „Ich muss stark sein. Ich darf keine Schwäche zeigen.“ seit der Kindheit mit uns und es ist nicht leicht, hier einen Mindset-Shift zu erlangen. Doch wichtig ist es allemal! Es gibt Situationen im (Berufs-) Leben, die man als Einzelkämpfer schlichtweg nicht alleine bewältigen kann.

Nach Hilfe und Unterstützung zu fragen, ist keine Schande. Vielmehr ist es ein Zeichen von Reife und Teamfähigkeit. Versuche es also gerne einmal. Lass Hilfe und Unterstützung zu, und nutze die so gewonnen Kapazitäten, um entspannter zu leben und zu arbeiten ☺

Verstärker Nr. 4: „Sei vorsichtig!“

Hinter diesem Glaubenssatz, der Stress enorm verstärken kann, versteckt sich ein innerer Wunsch nach Sicherheit und Kontrolle.

Nichts falsch machen zu wollen, ja keine Fehlentscheidung treffen, immer alle Risiken im Auge behalten und immer auf Nummer sicher gehen, kann extrem anstrengend sein.

Denn im Berufsalltag bedeutet dies, dass man oft sehr viele Komponenten bedenken und beachten muss. Jede zu treffende Entscheidung muss man stundenlang überdenken und das raubt auf Dauer Kraft, Energie und erzeugt zusätzlichen Stress. Häufig fängt der Stress schon damit an, dass man demnächst eventuell etwas entscheiden müsste. Und schon ist ein „Overthinking-Prozess“ in vollem Gange.

Sich selbst zu erlauben, Fehler zu machen, eine Sicherheit in sich selbst zu finden und den Druck von sich zu nehmen, kann hier sehr entlasten. Resilienz-Trainings und Coachings eignen sich hervorragend, um an diesem Glaubenssatz zu arbeiten und den erlebten Stress-Level deutlich zu reduzieren und mehr Gelassenheit im Berufsalltag zu erhalten.

Der Wunsch nach Sicherheit und Kontrolle kann sehr tief in einem sitzen und es kann eine gewisse Zeit dauern, bis hier ein nachhaltiges Umdenken und eine Verhaltensänderung erreicht wird. Lohnenswert ist es aber allemal!

Stress-Verstärker Nr. 5: „Sei schnell!“

Unter Zeitdruck zu arbeiten, ist bereits ein Stressor an sich, der bei vielen einen enormen Stress auslöst. Wenn man dann noch zusätzlich die Erwartungshaltung hat, alles besonders schnell erledigen zu müssen und ja keine Pausen einzulegen, verstärkt man den erlebten Stress gewaltig.

Als Folge kommt es dann häufig zu Fehlern, weil die Konzentration nachlässt und man extrem ausgelaugt von einem Arbeitstag nach Hause kommt. Doch nur selten gibt es dann die benötigte Pause. Schließlich muss man noch „schnell“ die Wäsche machen oder „schnell“ etwas kochen oder „schnell“ noch etwas anderes erledigen. Der erlebte Stress zieht sich dann „schnell“ mal durch den ganzen Tag und wird so viel stärker wahrgenommen.

Deswegen bedenke, dass manche Dinge einfach so lange dauern, wie sie dauern und bleibe einfach realistisch. Fange hier am besten mit kleinen Umdenkschritten an und hole dir deinen nächsten Kaffee vor dem Meeting „langsam“. Hierbei ist es wirklich sinnvoll auf sein Wording und seine Gedanken zu achten. Streiche am besten das Wörtchen „schnell“ aus deinem täglichen Wortschatz. Anstatt zu denken: „Ich mache jetzt schnell eine Pause“, denke lieber: „Ich mache jetzt eine Pause, weil ich sie brauche, und ich schalte jetzt für ein paar Minuten bewusst ab, um ausreichend Energie für die nächsten Aufgaben zu haben.“ Erlaube dir also bewusst, Pausen einzulegen, insbesondere weil du unter Zeitdruck stehst und dies ein Stressor ist, der viel von deiner Energie raubt. ☺

Social Media:

Folge mir auf meinen Social Media Kanälen und verpasse keine Updates, Tipps und Impulse mehr.

Ähnliche Artikel:

Melde dich zum Newsletter an

Abonniere den Colourful-Newsletter, um wertvolle Impulse zu erhalten, die Dein alltägliches Leben bereichern. Darüber hinaus wirst du von mir über aktuelle Projekte und sonstigen (exklusiven) Aktionen auf dem Laufenden gehalten.